Raunzen & Reisen: Warum ich niemals wieder mit Scoot fliege
Wir lieben Reisen, und ganz ehrlich: Wir lieben auch Raunzen. Weil beides wunderschön sein kann, teilen wir hier schamlos unsere Gedanken und nehmen euch diesmal mit in eines der Flugzeuge von Scoot, die euch super günstig von Europa nach Asien bringen. Unsere Autorin Sonja hat das nämlich ausprobiert – und würde stark davon abraten, es ihr gleichzutun.


Normalerweise stimmen mich Nachrichten zu neuen Verbindungen positiv. Ganz besonders, wenn es sich um Züge handelt, aber auch neue Flugangebote notiere ich interessiert auf meiner innerlichen Liste für Reise-Optionen. Zuletzt wurde eine Connection von Wien nach Asien publik, die noch dazu unglaublich günstig ist.
Die asiatische Fluggesellschaft Scoot bietet zwischen Wien und Singapur Direktflüge an – ausgerechnet ab dem 3. Juni, meinem Geburtstag. Grund zur großen Freude, eigentlich. Doch ich würde niemals (wieder) einsteigen und kann auch euch nur dringend davon abraten.
Kein Raum für falsche Ansprüche
Meine Backpacking Karriere begann schon mit 18 Jahren. Ich hatte damals viel Energie und Interesse, aber wenig Geld und Ansprüche. Eine Flugverbindung, die zwar zwölf Stunden länger dauerte, aber 50 Euro weniger als die Alternative kostete, war für mich damals die ultimative Versuchung. Ich schlief mal in Flughäfen, mal in Zimmern mit mehr Betten, als man auf einen Blick zählen konnte und zog mir regelmäßig zahlreiche Schichten an, um selbst bei wochenlangen Reisen nicht mehr als das Freigepäck für Ryanair & Co. zu bezahlen.
Kurzum: Ich fühlte mich, als wäre ich mindestens dreimal durch alle Budget-Travel-Höllen gegangen und nicht zu brechen. Bis ich mit 19 in ein Flugzeug gestiegen bin, das mich bis heute im Zweifel hunderte Euro mehr zahlen lässt.
Für 500 Euro in die Wüste und zurück
Scoot flog damals, vor Corona, schon auf direktem Weg von meiner Heimatstadt Berlin nach Singapur, und das auch zu wirklich unglaublichen Preisen. Ich habe vage im Kopf, dass ich für Hin- und Rückflug weniger als 500 Euro gezahlt habe. Dafür aber gefühlt mit 500 Wochen Lebenszeit.

Stellt euch einmal vor, ihr fliegt mit Easyjet stundenlang um den halben Globus. In Sitzen, in denen selbst mein 19-jähriger, definitiv nicht übermäßig einnehmender Körper große Probleme mit Platzmangel hatte. Ein Bildschirm war selbstverständlich nicht eingebaut, auch keine Steckdosen. Selbst das Highlight, das sonst auf Langstreckenflügen zuverlässig Unterhaltung bietet, blieb aus: Es gibt auf Scoot Flügen kein Essen.
Stellt euch einmal vor, ihr fliegt mit Easyjet stundenlang um den halben Globus.
Sonja Koller
Vielleicht liegt es an der strengen Budgetplanung, an der ich damals stets eisern festhielt, oder an einem gewissen Trotzreflex: Aber die Getränke und Speisen, die an die Hungernden an Board verkauft wurden, sollten offenbar alles, was bei den Ticketpreisen gespart wurde, in nur einem schlechten Sandwich wieder reinholen. Ich kaufte also nichts, stolperte völlig neben mir und vertrocknet aus dem Flugzeug.
Unter welchen Umständen Scoot die Lösung ist
Aber: Wer das weiß, kann sich darauf vorbereiten. Theoretisch könnte ich also, nun mit Picknick im Gepäck, wieder in einen der Billigflieger einsteigen und mir mit dem Ersparten am Zielort gleich mehrere Gala-Dinner gönnen.

Von Berlin aus kann man ab Ende März übrigens nicht mehr fliegen, als eine Art persönlicher Test wurde diese Verbindung nun fast zeitgleich mit meinem Umzug nach Wien von der deutschen in die österreichische Hauptstadt verlegt. Von Wien aus geht es ab Juni immer dienstags, donnerstags und samstags auf direktem Weg in den südostasiatischen Stadtstaat.
Trotzdem sage ich: Tut es nicht. Lasst euch nicht von den Preisen einlullen, wenn es nicht wirklich eure einzige Möglichkeit ist, nach Asien zu gelangen. Wer sich sicher sein will, dass sich die Körperteile auch nach der Ankunft alle an den für sie vorgesehenen Stellen befinden, hat in einem Flugzeug von Scoot nichts zu suchen.
PS: Die einzige Art, mich umzustimmen, wäre vielleicht ein Ticket für den Jungfernflug an meinem Geburtstag – mit dem Luxus einer inkludierten Wasserflasche.