Die skurrilsten Dinge, die du bei der Signa-Auktion ersteigern kannst
René Benkos Signa-Konzern hält sich mit seinen Insolvenzen in historischen Höhen seit Wochen in den Schlagzeilen. Einer der Gründe: Die Auktionen auf der Plattform Aurena, bei denen man alles, ja wirklich alles aus der Signa-Zentrale in Wien ersteigern kann. Wir haben uns die skurrilsten Objekte etwas genauer angesehen.
Das vergangene Jahr hat für René Benko und noch mehr für die Belegschaft seines Signa-Konzerns alles andere als rosig geendet – nämlich mit einem Ende epischen Ausmaßes. Signa musste Insolvenz anmelden, die sich in Milliarden-Sphären bewegt. „Ein Novum der österreichischen Unternehmensgeschichte“, wie der Standard Ende September schreibt.
Und tatsächlich: Die Signa-Pleite hält sich auffällig lang in den Medien. Vor allem deshalb, weil mittlerweile so gut wie alles aus der Konzern-Zentrale über die Plattform Aurena versteigert wird, was nicht niet- und nagelfest ist. Von der Designer-Chaiselongue bis zum Kabelsalat, von Bürosesseln bis zu nicht näher spezifizierten Häufchen an Büromaterialien. Die seltsamsten Auktionsposten haben wir uns angesehen, damit ihr es nicht machen müsst – aber ziemlich sicher trotzdem werdet. Viel Spaß beim Biet-Battle!
Signa-Monopoly
Unter den gegebenen Vorzeichen scheint es schon fast unangenehm ironisch, dass man beinhart ein für Signa gebrandetes Monopoly-Spiel ersteigern kann. Rufpreis war 1 Euro, mittlerweile liegt das höchste Gebot bei motivierten 340 Euro. Dafür kann man sich neuerdings wahrscheinlich einige dieser Immobilien in der Bahnhofstraße leisten. Ein Gefängnis-Feld konnten wir übrigens nicht entdecken, dafür eines vom Hotel Bauer in Venedig mit der Aufschrift: “Machen Sie Urlaub”. Aber ist der Urlaub auch bezahlt?
Skurrile Mülleimer
Bei der Müllaufbewahrung hat man sich bei Signa offenbar besonders gern stilistisch ausgetobt. Ersteigern könnt ihr alles vom klassischen PVC-Mistkübel um 1 Euro bis hin zu einem handgemachten Mülleimer aus Leder, der mittlerweile bei 500 Euro liegt. Besonders angetan hat es uns allerdings der Transportwagen mit zwei Mülleimern mit dem grandiosen Titel „Bin There“.
Luxus-Immobilien in klein
Die Luxus-Immobilien der Tochterfirma Signa Prime könnt ihr zwar nicht über Aurena ersteigern, aber wenigstens eine Miniatur-Ausgabe davon. Das Modell vom Park Hyatt war etwa mit 20 Euro dotiert und liegt mittlerweile bei steilen 1.300 Euro. Ob den Bieter*innen klar ist, dass es sich dabei nicht um die echte Immobilie handelt?
European Real Estate Brand Awards
Oje, da schwingt reichlich Wehmut mit: Gleich zwei European Real Estate Brand Awards könnt ihr für daheim ergattern – einen aus 2020 und einen aus 2021. Vielleicht habt ihr ja selbst irgendetwas mit Immobilien zu tun, vielleicht hegt ihr auch nur perfide Schadenfreude gegenüber René Benko. Jedenfalls machen sich die stilisierten Riesen-Diamanten als Briefbeschwerer sicher ganz gut.
4 Flaschen Schnaps und 3 Flaschen Wein
Dieser Posten sei hier stellvertretend genannt für den enormen Fundus an Wein-Raritäten und Spirituosen, den diese Auktion aus dem hauseigenen Signa-Weinkeller zutage befördert. Viele haben erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Wein-Menü jener Abende, die die Kronen Zeitung als „Bordeaux-Legenden Abende“ bezeichnet, bei denen sich hochrangige Namen aus Politik und Wirtschaft zum gemeinsamen Weinschwenken getroffen haben.
Zwei davon etwa Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer und René Benko, die kurz nach Gusenbauers Abdanken als Kanzler und noch kürzer nach einem solchen „Legenden-Abend“ ihre berufliche Zusammenarbeit verkündeten. Jetzt könnt ihr für – noch – unverschämt wenig Geld eure eigenen „Bordeaux-Legenden Abende“ ausrichten.
Aktenvernichter
Der gute, alte Aktenvernichter löst in Österreich bisweilen eher unangenehme Flashbacks im kollektiven Gedächtnis aus, war er doch für einen der zahlreichen Skandale der Kurz-Ära so prägend, dass sogar eine eigene Affäre nach ihm benannt wurde: die Schredder-Affäre. Auch die könnt ihr mit gleich zwei Exemplaren von Signa nachspielen. Der Aktenvernichter liegt zurzeit bei 16 Euro, der Aktenvernichter mit dem deutlich mehr nach Robocop klingenderen Namen T500.2 bei 14 Euro.
Dekobild „Popeye“
Deko kam in der Signa-Zentrale offensichtlich auch nicht zu kurz. Für Lampen im Kristall-Look, geschmacklich experimentell bis fragwürdige Wandleuchten und sogar Topfpflanzen könnt ihr bieten. Besonders ins kunstaffine Auge gestochen ist uns beim Stöbern das Dekobild „Popeye“ im Graffiti-Stil, auf dem uns der anabolische Spinat-Schläger seinen Daumen entgegenstreckt, als würde er sagen wollen: “Alles wird gut!” – er wusste es ja auch nicht besser. Auf seinen Knöcheln sind übrigens die Buchstaben L – O – V – E tätowiert, extrem cool.
Behandlungsliege
Wo uns der optimistische Streetart-Popeye überrascht hat, hat uns die „Behandlungsliege Tegler Interior“ den Kopf bis zur Nackenstarre gebeutelt. Was sie in der Konzern-Zentrale genau zu suchen hatte, ist leider nicht angegeben, gemütlich sieht sie aber schon aus.
Toilettenset
In wirklich jedem Bürogebäude sollte hingegen – je nach Belegschaftsgröße – mindestens eine Toilette zu finden sein. Auch bei Signa. Und die war wohl ebenfalls weder niet- noch nagelfest – beunruhigend. Bis vor Kurzem war das Toilettenset noch im Ganzen ersteigerbar, dieser Teil der Auktion ist aber leider inzwischen schon beendet. Vorenthalten wollten wir euch diesen skurrilen Fund dennoch nicht:
Anzug von Club of Gents
Im Eifer des Gefechts dürfte doch glatt jemand seinen Business-Anzug im Büro vergessen haben. Anders können wir uns nicht erklären, warum zwischen Bürogeräten und Bond-Bösewicht-angemessenen Konferenztischen ein einzelner Anzug herumhängt. Die Größe ist leider nicht angegeben. Die Marke heißt Club of Gents und Nadelstreifen besitzt er, so viel können wir sagen. Für momentan nur 3 Euro ist das finanzielle Risiko dahinter aber noch verhältnismäßig gering.
Hologrammvorrichtung
Die Zukunft ist jetzt. Oder um es mit The Offspring noch etwas situationselastischer zu formulieren: „Cause the future is now / Now I’m disappearing“. Futuristisch ging es jedenfalls bei Signa zu, immerhin könnt ihr für derzeit schlappe 900 Euro eine Hologrammvorrichtung inklusive Samsung-Flachbildfernseher ersteigern. Oh, welchen Schabernack wir damit treiben könnten!
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