8 Schwarze Frauen* und Women* of Color, die in Österreich etwas bewegen
Passend zum Black History Month und bereits vorausschauend zum feministischen Kampftag im März werden immer wieder wichtige Persönlichkeiten genannt und zelebriert. Deshalb feiern wir an dieser Stelle einige Schwarze Frauen* und Women* of Color, die in Österreich einiges bewegen.
Gibt man in der Suchmaschine „wichtige Personen Black History Month“ ein, erscheinen überwiegend Namen von Schwarzen Männern und Men of Color. Und wenn man nach wichtigen Frauen* sucht, die den Feminismus geprägt haben, findet man hauptsächlich weiße Frauen*. Was ist mit den Schwarzen Frauen* und Women* of Color, die Wichtiges geleistet haben bzw. es immer noch tun? Zum Beispiel wären da May Ayim, Rosa Parks, Kimberlé Crenshaw, Maya Angelou und Michelle Obama, um nur einige wenige zu nennen.
Auch in Österreich gibt es Schwarze Frauen* und Women* of Color, die in der Öffentlichkeit stehen und vieles voranbringen, aber auch jene, die im Hintergrund aktiv sind und einiges bewirken. Die Liste von bedeutende Schwarzen Frauen* und Women* of Color in Österreich, die du kennen musst, ist lang. Diese Liste hier ist nur mal ein Anfang.
Esther Kürmayr
„Rassismus ist ein Konstrukt, das konzipiert wurde, um den Einzelnen auszuhebeln. Dem allein zu begegnen, ist in der Regel eine Überforderung und nicht zu schaffen.“
Esther Kürmayr im Interview mit Moment, Februar 2022
Esther Maria Kürmayr ist Mitbegründerin und Leiterin der Schwarze Frauen Community in Wien. Der Verein bietet einen geschützten Ort für Schwarze Frauen, Kinder und Jugendliche. Hier gibt es unter anderem ein Frauencafé, Aktivitäten für die ganze Familie und Workshops. Kürmayr bereichert aufgrund ihrer vielen Studienabschlüsse und vielen anderen Ausbildungen einige Bereiche, wie beispielsweise als Dozentin an verschiedenen Universitätsinstituten oder Antidiskriminierungsexpertin und Trainerin.
Stephanie Abena Twumasi
„“Gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die aktive Teilhabe von Allen ermöglichen, ist eines meiner zentralen Anliegen. Dafür braucht es uns alle.“
Stephanie Abena twumasi auf der Website der Linzer Grünen
Abena Twumasi ist eine Sozialwirtin und Aktivistin aus Linz. Sie ist Gemeinderätin und Sprecherin für Integration, Flucht und Asyl Der Grünen in Linz. Seit Jänner 2023 ist Twumasi auch die Frauenbeauftragte der Stadt Linz und leitet das Frauen Büro Linz. Sie arbeitet für eine antirassistische, antisexistische und antifaschistische Gesellschaft mit dem Anliegen, positive Veränderungen in speziellen unterschiedlichen Lebensrealitäten zu bewirken.
Mireille Ngosso
„Ich will ein Vorbild sein, für alle, die keines haben.“
Mireille Ngosso im Interview mit w2, November 2020
Mireille Ngosso ist in der Demokratischen Republik Kongo geboren und im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern nach Österreich geflohen. Heute ist sie Ärztin, Wiener Landtagsabgeordnete und Aktivistin. Im Jahr 2019 begann sie die Ausbildung zur Allgemeinchirurgin. In all ihren Tätigkeiten lässt sie ihre politischen Themen Antirassismus, Frauen, Gesundheit und Bildung mit einfließen. Beispielsweise macht sie auf Rassismus in der Medizin aufmerksam oder klärt auf, weshalb Gendermedizin essenziell ist. Sie organisierte 2020 gemeinsam mit Mugtaba Hamoudah eine der größten Black Lives Matter Demonstrationen Europas in Wien. Ngosso macht auch als Autorin von sich reden und veröffentlicht gemeinsam mit Faika El-Nagashi das Buch „Für alle, die hier sind“. Am Buch „War das jetzt rassistisch? 22 Antirassismus-Tipps für den Alltag“ hat sie als Co-Autorin mitgewirkt.
Chantal Bamgbala
„Ich kann nicht wegschauen oder weghören. Ich fühle mich verpflichtet aufzustehen und aufzuklären, auch wenn ich dafür meine Komfortzone verlassen muss.“
Chantal Bamgbala auf ihrer website, 2022
Chantal Bamgbala ist Kulturwissenschaftlerin, Antirassismus-Trainerin, Aktivistin und Autorin. Die Bekämpfung von Rassismus und Sexismus und die Sensibilisierung für die Themen Diversität und Intersektionalität spiegeln sich in ihrem Tun wieder. Die Kärntnerin ist Initiatorin des African Diaspora Festivals, welches das Ziel verfolgt, Künstler*innen der afrikanischen Diaspora in Österreich eine Bühne zu bieten und sie zu repräsentieren.
Bamgbala ist Co-Founderin der Plattform MELANIN TALK, die Antidiskriminierungs-Workshops an Schulen, Universitäten und Unternehmen anbietet. Des Weiteren ist sie wie Mireille Ngosso und viele andere Co-Autorin des Buches „War das jetzt rassistisch? 22 Antirassismus-Tipps für dem Alltag“. In ihrem Kapitel ,,Darf ich dein Haar anfassen“ erklärt Bamgbala, warum Black Hair politisch ist und warum es für PoC eine große Rolle im Leben spielt, wie etwa in Bewerbungssituationen. Bamgbala zog im Jahr 2020 aufgrund regelmäßiger rassistischer Angriffe einer Person ihr gegenüber vor Gericht. Der Fall ging viral und Bamgbala bekam viel Zuspruch. Der Vorfall per se endet jedoch mit einer Diversion.
Christl Clear
„Ich bin nämlich der Meinung, dass die Welt ein extrem cooler Ort ist, an dem eben ab und zu etwas falsch läuft und über diese Momente müssen wir eben auch sprechen.“
Christl clear auf ihrer Website, 2023
Christl Clear ist Influencerin, Kolumnistin, Buchautorin und Aktivistin. Mit ihrer Arbeit ist sie in der Online-Welt eine wichtige Schwarze Stimme und spricht die Themen Rassismus, Sexismus und Bodyshaming an. Clear spricht auf ihren Social-Media-Kanälen auch über Beauty und Mode, greift diese Themen dabei aber auch immer wieder aus politischer Perspektive auf. Außerdem teilt sie ihren Alltag mit ihren Follower*innen auf nahbare und charismatische Weise. Sie ist Autorin des Buches „Let me be Christl Clear“. Ein Buch, das viele Klischees rund ums Frausein und Schwarzsein aufzeigt. Dabei nimmt sie sich kein Blatt vor den Mund und schreibt offen und ehrlich mit Schmäh ihre Gedanken nieder.
Peninah Namunyak Lesorogol
„Es ist mir eine Herzensangelegenheit, die Frauen in meinem Ort zu unterstützen, denn sie verdienen damit ihren Lebensunterhalt.“
Peninah Namunyak Lesorogol auf cityofdesign.graz.at, 2023
Peninah Lesorogol ist eine inspirierende Schwarze Frau aus dem Samburu-Stamm in Kenya und lebt seit einigen Jahren in Graz. Lesorogol hat in Kenya Internationales Reisen und Tourismus studiert. Heute ist sie CEO und Gründerin von Samburu Beads Shop. Mit ihrem Shop ermöglicht sie Mädchen und Frauen ihres Stammes ein Einkommen, indem sie von ihnen hergestellte unterschiedlichste Dinge, aber vor allem Schmuckstücke, mit bunten Perlen vertreibt. Lesorogols Aktivismus dreht sich immer wieder um die Stärkung von Mädchen und Frauen. Dabei klärt sie die Gesellschaft auf und zeigt, welche Auswirkungen gewisse Strukturen für Frauen haben.
Precious Nnebedum
„Das ist, wenn du anfängst zu vergessen, weil vergessen sicher viel leichter ist als verzeihen, weil vergessen ist, wenn ein Goldfisch sich gönnt, alle paar Minuten sein Leben neu anzufangen, weil Vergessen dir vorschlägt, dein Leben in Kreisen zu verbringen, weil vergessen einfach einfach ist.“
Precious Nnebedum im Interview mit ORF-Steiermark, Jänner 2021
Precious Nnebedum ist Aktivistin, Autorin und Poetry Slammerin. Sie steht seit einigen Jahren auf steirischen Bühnen und berührt mit ihren Worten das Publikum. 2022 hat sie ihren Gedichtband „birthmarks“ herausgebracht, in dem sie sich unter anderem mit den Themen Familie, Liebe, Erinnern und Aufwachsen als Schwarze Frau befasst. In ihrer Arbeit spiegeln sich ihre nigerianischen Wurzeln und ihre Erlebnisse in Österreich als Schwarze junge Frau wider.
2020 hat sie in Graz 10.000 Menschen dazu bewegt, im Rahmen der Black Lives Matter Bewegung auf die Straße zu gehen und ein Zeichen zu setzen. Gemeinsame mit zwei Freundinnen hat die gebürtige Nigerianerin den Verein TANAKA Graz gegründet. Der Verein setzt sich für Community Arbeit People of Color in Graz ein. 2021 gewannen sie mit dieser Arbeit den Grazer Frauenpreis.
Ndona-Adjanie Kamucote
Adjanie Kamucote ist studierte Sozialarbeiterin und -pädagogin und Autorin dieses Textes. Sie ist in der feministischen Offenen Jugendarbeit und in der Begleitung und Unterstützung von Mädchen und jungen Frauen tätig, hält als Antirassismus-Trainerin Workshops und Vorträge und macht Trainings und Beratungen an Schulen, Universitäten, Vereinen. Sie ist Mitbegründerin der Plattform MELANIN TALK und des Vereins D!SRUPT, ein Verein zur diskriminierungs- und rassismuskritischen Bildungsarbeit und für politische Teilhabe.
Kamucote legt ihren Fokus auf die Themen Rassismus, Sexismus und Intersektionalität und Weiße Zerbrechlichkeit. Es geht ihr ganz stark um Aufklärung und Sensibilisierung. Diese Aspekte nimmt sie auch in ihrer Arbeit als Autorin, Mentaltrainerin und Sprachförderung i.A. mit. In ihrer Tätigkeit als Mentaltrainerin ist es ihr ein Großes Anliegen, negativ Betroffene von Diskriminierung, vor allem Kinder, Jugendliche und Frauen zu empowern. Die Kärntnerin ist Co-Autorin des Buchs „War das jetzt rassistisch? 22-Antirassismus-Tipps für den Alltag“.
„Wir werden mit rassistischem, sexistischem Gedankengut sozialisiert, aber nicht verwurzelt. Das heißt, wir können alle dazu beitragen, eine diskriminierungskritische Umgebung zu schaffen.“
Adjanie Kamucote
Ihr wollt noch mehr von Adjanie Kamucote lesen? Für uns hat sie ein paar Aussagen aufgeschrieben, die Schwarze und BIPoCs in Österreich immer wieder hören.