10 Menschen, die in Österreich etwas bewegen

Von 9. bis 11. April 2019 findet wieder das 4GAMECHANGERS FESTIVAL in der Wiener Marx Halle statt. Aus diesem Anlass präsentieren wir euch unsere persönlichen Gamechanger sowie Visionärinnen und Visionäre, die in Österreich etwas bewegen.

Viktoria Klimpfinger Aktualisiert am 07.04.2019
Gamechanger Österreich

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Damit traf es Mahatma Gandhi auf den Punkt. Etwas tun statt zu meckern, etwas in Bewegung setzen statt im Stillstand zu versinken – wenn dich etwas stört, dann ändere es. Oder versuch es zumindest. Wenn du es nicht versuchst, darfst du dich nicht wundern, dass alles beim Alten bleibt. Okay, wir könnten euch wahrscheinlich noch ewig Motivationssprüche und geistreiche Zitate an den Kopf werfen, bis wir alle irgendwann zu dem schulterzuckenden Schluss kommen, dass das alles einfacher klingt als es ist. Doch es gibt viele Menschen in Österreich, die Tag für Tag beweisen, dass es möglich ist, etwas zu verändern – in welcher Sparte und welcher Größenordnung auch immer. Also stellen wir euch hier ein paar Menschen vor, die dazu inspirieren, die Motivationsposter in den Papierkorb zu treten und endlich selbst aktiv zu werden.

Klaus Schwertner – Influencer für das Gute

Seit 2013 ist Klaus Schwertner neben Alexander Brodmann Geschäftsführer der Caritas Wien. Neben Initiativen wie „Gegen-Unrecht: Kinder gehören nicht ins Gefängnis“ flutet er die sozialen Medien regelmäßig mit positiven oder mahnenden Inhalten. Bestes Beispiel dafür war etwa der Flowerrain, den er 2018 für das Neujahrsbaby Asel initiierte, nachdem ein massiver rassistischer Shitstorm getobt hatte. Damit bewies Schwertner, der „Troll der Menschlichkeit“, wie der Standard einmal titelte, dass er quasi der Influencer für das Gute ist.

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Dabei ist Schwertner aber kein Einzelkämpfer, im Gegenteil. Im Gespräch mit 1000things betont er, wie wichtig es ist, gemeinsam etwas anzupacken: „Gemeinsam können wir fast alles ändern und mehr, als wir glauben.“ Das bedeutet allerdings nicht, dass nicht jeder Einzelne bei sich selbst anfangen könnte: „Was kann ich konkret beitragen, dass diese Welt ein bisschen heller, freundlicher, menschlicher wird? Wenn wir uns diese Frage regelmäßig stellen, ist schon viel gewonnen“, sagt Schwertner zu uns. Selbst hören könnt ihr ihn übrigens als Speaker am 4GAMECHANGERS FESTIVAL, das von 9. bis 11. April 2019 in der Wiener Marx Halle stattfindet.

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Klaus Schwertner; Caritas Wien 2014

Klaudia Bachinger – Vermittlerin zwischen Jung und Alt

Auch Klaudia Bachinger ist eine der Speaker am 4GAMECHANGERS FESTIVAL. Ursprünglich aus der Filmbranche kommend, gründete sie das Start-up WisR. Die Jobplattform bringt Seniorinnen und Senioren zurück auf den Arbeitsmarkt und damit in Kontakt mit unterschiedlichsten Menschen und Generationen. „Laut einer Studie aus Dänemark unterhalten sich nur drei Prozent der Millennials mit Menschen über 50 außerhalb ihrer Familie – und umgekehrt. Das bedeutet, dass die Generationen nicht mehr miteinander reden“, sagt Bachinger im Gespräch mit 1000things. Bei WisR steht also vornehmlich der soziale Aspekt im Vordergrund, weniger der ökonomische. „Viele Menschen leiden darunter, dass sie in der Pension ihre Identität und ihre sozialen Kontakte aus der Arbeitswelt verlieren“, sagt Bachinger. Mit ihrer Plattform wirkt sie traurigen Symptomen wie Altersdepressionen und dem Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, aktiv entgegen. Und bringt auch noch Alt und Jung wieder ein Stückchen weiter zusammen.

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Klaudia Bachinger

Udo Felizeter und Nico Schweindinger – Musiklehrer für ein produktives Miteinander

Udo Felizeter und Nico Schwendinger sind die Gründer von „Open Piano for Refugees“. Vielleicht habt ihr das Wanderklavier ja schon einmal durch Österreich ziehen sehen. Mittlerweile gibt es eine Musikschule dazu: DoReMi. Das soziale Musikinstitut bietet Paarunterricht für geflüchtete und sozial benachteiligte Menschen zusammen mit Menschen aus einem einkommensstärkeren Background. Wie viel der Unterricht kostet, wird den Schülerinnen und Schülern zu Beginn des Semesters zwar offengelegt. Doch wie viel man zahlen kann, darf man selbst entscheiden. So ist ein Zugang zu musikalischem Unterricht unabhängig von der finanziellen Lage gewährleistet. Wir haben uns übrigens selbst davon überzeugt, dass das System funktioniert, und waren bei einer Oud-Stunde dabei. An dieser Stelle ziehen wir unseren imaginären Hut nicht nur vor Udo Felizeter und Nico Schwendinger, sondern vor allen Mitwirkenden und Musiklehrenden des Projekts für ihr Engagement!

Open Piano for Refugees
Das Open Piano vor der Millenium City. (c) 1000things Redaktion / Viktoria Klimpfinger

Harald Schnidar – Visionär der Dermatologie

Die Branchen, in denen man in aller Welt Visionen und Innovationen hervorbringt, sind so vielfältig wie österreichische Hausmannskost deftig ist. Harald Schnidar hat etwa 2014 das Unternehmen SCARLETRED gegründet, um die Dermatologie in Österreich und weltweit maßgeblich zu verändern. Bisher diente lediglich das menschliche Auge als Instrument zum Beurteilen von Hautrötungen. Und das ist, wie wir alle wissen, nicht immer zu hundert Prozent verlässlich und objektiv. Also entwickelte SCARLETRED ein System, das Hautveränderungen basierend auf Bildern objektiv messen kann.

Das soll nicht nur die Diagnose durch die Ärzte erleichtern, sondern auch die Versorgung von zuhause aus sicherer machen. Denn hat man eine allergische Hautreaktion, kann man künftig ein Bild davon machen und die Software analysiert, wie stark die allergische Reaktion ist. Was man dazu braucht ist bloß ein Smartphone und ein kleines Pflaster, das direkt mit der SCARLETRED-App verbunden ist. Das revolutioniert nicht nur die dermatologische Diagnosestellung, sondern ist auch hilfreich für die Entwicklung kosmetischer Produkte. Und außerdem ist SCARLETRED damit das erste Unternehmen weltweit, das Veränderungen der Haut basierend auf Bildern objektiv messen kann. Das haut uns wiederum aus den Socken. Harald Schnidar wird übrigens beim 4GAMECHANGERS FESTIVAL sprechen.

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Harald Schnidar

Therese Kaiser – Gründerin mit feministischem Schwerpunkt

Unter den Speakern des Festivals findet ihr auch Therese Kaiser, tagsüber Gründerin, abends DJ. Sie begründete einige feministische Initiativen mit, unter anderem das Riot Festival. Anfang März dieses Jahres fand es bereits zum zweiten Mal statt und brachte 70 unterschiedliche Kulturveranstaltungen auf den Plan. Dabei geht es vor allem darum, Sichtbarkeit zu schaffen für die vielen Bereiche weiblichen Schaffens, die in der breiten Öffentlichkeit oft nicht die nötige Beachtung finden. Im Mittelpunkt stehen einerseits Künstlerinnen und Kulturschaffende der unterschiedlichsten Sparten, andererseits aber auch der feministische Diskurs und die Fragen, die ihn heute vorantreiben.

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Therese Kaiser (c) David Schermann

Perrine Schober – Cityguides, die aus dem Schatten treten

Perrine Schober macht ebenfalls Menschen sichtbar, die sonst nicht gehört werden, allerdings in anderem Zusammenhang. Nach ihrem Tourismusmanagement-Studium spezialisierte sie sich auf den Tourismus als Instrument der Armutsbekämpfung und wirkte in mehreren internationalen Entwicklungshilfeorganisationen in und für Vietnam, die Osttürkei, Belize und Philippinen mit. 2015 gründete sie das Social Business SHADES TOURS. Obdachlose oder ehemals Obdachlose treten aus dem Schatten und führen durch Wien. Und zwar ihr Wien. Dabei geht es nicht um Sightseeing und Mainstream-Tourismus, sondern die Guides führen ihre Gruppen an Orte, die zentral für das Leben auf Wiens Straßen sind, und sensibilisieren so für das Thema Obdachlosigkeit.

Weil der Zuspruch so groß ist, erweitert Perrine Schober stetig das Angebot. Seit einiger Zeit macht die Tour „Flucht & Integration“ mit geflüchteten Personen als Guides auf den Weg von der Flucht zur Integration in die Zivilgesellschaft aufmerksam. Bei der Führung „Sucht & Drogen“ zeigt eine von Sucht betroffene Person die Stadt aus ihrer Sicht.

Nico Lenzenhofer und Rea Djurovic – Pop-Up-Shoppingberater pro bono

Ebenfalls von großem sozialen Engagement zeugt die Initiative, die Jungunternehmer Nico Lenzenhofer und Schülerin Rea Djurovic ins Leben gerufen haben: In unregelmäßigen Abständen organisieren sie und ihr Team den „Offenen Kleiderschrank“, der obdachlose und von Armut gefährdete Menschen mit Kleiderspenden versorgt. Inspiriert vom internationalen Vorbild „The Street Store“ ist das Ganze als Pop-Up-Store aufgezogen, um den betroffenen Menschen nicht das Gefühl zu vermitteln, sich in der Bittsteller-Position zu befinden, sondern einmal ganz normal shoppen zu gehen. Nur ohne Preise eben. Der nächste „Offene Kleiderschrank“ findet übrigens am 1. Mai 2019 statt. Wie ihr dafür spenden könnt, erfahrt ihr bei uns.

Laura Leyser – im grenzenlosen Einsatz für humanitäre Hilfe

Von Wien aus in die ganze Welt – so könnte man Laura Leysers Lebensweg beschreiben. Ihr Einsatz führte sie nach ihren Studien Entwicklungsmanagement, Internationale Entwicklung und Sozial- und Kulturanthropologie etwa nach Mosambik und Nepal, wo sie Entwicklungsprojekte umsetzte. 2015 unterstützte sie während des Erdbebens in Nepal Sofortmaßnahmen im Katastrophengebiet. Seit 2018 ist sie Geschäftsführerin von „Ärzte ohne Grenzen Österreich“.

Die größten Herausforderungen für die humanitäre und medizinische Nothilfe sieht sie in den nächsten Jahren darin, dass in Kriegen und politischen Konflikten ohne Skrupel medizinische Einrichtungen angegriffen werden. „Dadurch wird es immer schwieriger, genau dort humanitäre Hilfe zu leisten, wo sie am dringendsten benötigt wird“, schreibt uns Laura Leyser per Mail. „Große Sorge bereitet uns auch die Kriminalisierung humanitärer Hilfe auf dem Mittelmeer sowie die Rückführung von Flüchtenden nach Libyen in Schreckenslager, wo diese unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt werden. Das ist ein klarer Verstoß gegen die Grund- und Meschenrechte.“ „Ärzte ohne Grenzen“ ist immer auf der Suche nach medizinischen und nicht medizinischen Kräften, die sich an Hilfseinsätzen beteiligen. „Aber auch schon alleine das Bewusstsein weitergeben, dass es nicht allen Menschen so gut geht wie bei uns in Österreich und viele von wirklichen Krisen betroffen sind und es ein Recht dieser Menschen ist Hilfe zu bekommen, schafft Positives.“ Laura Leyser spricht ebenfalls beim 4GAMECHANGERS FESTIVAL.

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Laura Leyser

Dieser Artikel ist in freundlicher Zusammenarbeit mit dem 4GAMECHANGER FESTIVALS entstanden.

Ihr wollt euch noch weiter inspirieren lassen? Wir stellen euch einige lässige Frauen vor, die wir uns gerne zum Vorbild nehmen. Wenn ihr lieber selbst aktiv werdet, dann findet ihr bei unseren To Do’s genügend Anregungen.

(c) Beitragsbild | Miguel Bruna | Unsplash