9 Dinge die man kennt, wenn man klein ist
Unnötiges Kopf-Getätschle, viel zu große Klamotten und kindische Spitznamen – als klein geratenes Persönchen hat man es nicht immer leicht. Wir verraten euch, welche Dinge typisch sind, wenn man etwas kleiner als der Rest ist.
Klein sein ist Ansichtssache. Ich sehe mich mit meinen 1,54 Metern Lebensgröße eher auf das Essenzielle reduziert, ohne unnötigen Schnickschnack eben. Manche würden sagen, dass sie das auch nicht sehr klein finden. Ich und die fellow Hobbits unter euch kennen aber die Wahrheit. Hier folgen ein paar Dinge, die man nur kennt, wenn man etwas kleiner geraten ist.
Schulzeiten – als Winzling
Die Schule bringt für Kleingebliebene so einige Freuden mit sich. Ratet mal, wer beim Volleyballspielen meistens als Letztes gewählt wurde? Für die in der Jugend eher Introvertierten unter uns auch der blanke Horror: Schulfotos. „Die Kleinen bitte nach ganz vorne!“ – und schon ist jegliche Möglichkeit, den schief geschnittenen Pony im Hintergrund zu verstecken, dahin. Auf jedem Schulfoto meiner Pubertät prange ich ganz groß (oder wohl eher klein) im Vordergrund und darf so jede Styling-Sünde dieser dunklen Jahre als Front-Woman der Fotos immer wieder durchleben.
Spitznamen und blöde Sprüche
Kindheit ist sowieso ein eher spezielles Thema für die Kurzen unter uns. Kinder können echt gemein sein, und wer auch nur irgendwie von der Norm abweicht – sei es nun zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn oder zu sonst etwas – bekommt die Häme ab. Giftzwerg, Knirps, abgebrochener Riese oder auch, ganz pubertär, Standgebläse gehören zu den All-Time-Classics. Zu Schulzeiten belaufen sich 90 Prozent aller Spitznamen auf deine Größe. Nicht sehr einfallsreich, aber dennoch effektiv, führt es doch dazu, dass die Kleineren unter uns oft die Schlagfertigsten sind. Unoriginelle Sprüche á la „Wie ist die Luft da unten?“ oder „Hast du nicht genügend Fruchtzwerge gekriegt?“, beeindrucken bald nicht mehr.
Zurück in die Zweierreihe
Irgendwann werden Pubertät sei Dank alle mal erwachsen, und schon rücken diese Kleinigkeiten in den Hintergrund. Dennoch kann man auch mit Mitte 20 noch für Verwirrung im schulischen Kontext sorgen. Tatsächlich stand ich schon mal neben einer Schulklasse in der U-Bahn und wurde beim Durchzählen einfach mitgezählt. Eine ähnlich kleine Bekannte wurde auf ihrem Arbeitsweg von einem Lehrer angebrüllt, der mit seiner Klasse auf Schulausflug war, sie solle doch gefälligst zurück in die Zweierreihe. Mit einer gesunden Portion Schmäh kann man aber auch solche Erlebnisse verkraften und sich freuen, dass man so jung ausschaut.
Mei, bist du süß klein!
Irgendwann kommt man in ein Alter, in dem man schon gerne als erwachsen und professionell wahrgenommen werden möchte. Über Zuschreibungen wie putzig, süß, niedlich und lieb kann man sich auch nur bis zu einem gewissen Punkt freuen. Gerade wenn man mal seinen Ärger kundtun will und aufgrund der Körpergröße nicht ernst genommen oder als unbedrohliches Rumpelstilzchen abgetan wird, ist endgültig Schluss mit lustig. Es folgt das Aufsetzen des Kampfblickes und ein wütendes: „Ich bin nicht putzig!“ Dieser Ausspruch triggert leider meistens auch nur ein entzücktes „Moi, schaust du lieb drein, wenn du grantig bist.“ Hier ein Rat an alle Großen: Unterschätzt uns nicht, wir sind klein und gemein. Legt ja nicht eure Arme auf unseren Köpfen ab, denn wir sind keine Armablagen und der Witz ist wirklich alt. Und bezeichnet unsere Anliegen bitte nicht als Zwergenaufstand. Danke, over and out.
Manches bleibt unerreichbar
Klein sein bedeutet oft, nicht überall ranzukommen. No na, das ist eh klar. Wer aber ungern Leute um Hilfe bittet, kraxelt so öfter auf Supermarkt-Regalen oder Küchenzeilen herum. Manchmal kommt man um das „Entschuldigung, könnten Sie bitte kurz…“ aber nicht herum. Kofferablagen in Zügen und Flugzeugen werden für mich immer ein unerreichbares Nirvana bleiben. Und – supertraurig – sogar diverse Zigarettenautomaten. Kaum etwas fühlt sich so demütigend an, wie einen Passanten zu bitten, die Bankomatkarte für einen reinzustecken, weil es sich um eine Handbreit nicht ausgeht. Auch das Anhalten in den Öffis kann ab und zu zur Challenge werden, sind die Schlaufen in der Mitte der Züge doch oft ein Stückerl zu weit oben. Ganz zu schweigen von der tollen Achsel-Landschaft, die sich im Hochsommer genau auf Gesichtshöhe befindet. Allerdings hat das kompakte Dasein auch Vorteile, denn man genießt auch in der Holzklasse in Zug oder Flugzeug genügend Beinfreiheit zum Relaxen. Außerdem kann so gut wie alles als provisorisches Bett genützt werden – Zugsitze, Autorückbänke, Parkbänke und noch vieles mehr.
Konzerte und Festivals – von hier unten
Gerade auf Großveranstaltungen wird man auch gerne mal an der Hand genommen von Freunden und Freundinnen. Denn wird man einmal von der Gruppe getrennt, findet man sie so schnell nicht wieder. Einerseits, weil man selber null Überblick hat, und andererseits, weil man zu leicht hinter anderen Leuten verschwindet. Im Notfall kann man maximal jemand Großes bitten, einen wie Simba in „König der Löwen“ hochzuheben, um nach der vermissten Freundesrunde Ausschau zu halten. Irgendwann greift man sogar darauf zurück, sich die Haare bunt zu färben, nur um endlich in Menschenmengen etwas mehr aufzufallen und nicht ständig verloren zu gehen.
Konzerte fallen für die Kleineren unter uns auch eher unter die Kategorie „anhören“ als unter „zuschauen“. Denn wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Dafür wird man ohne großes Murren und mit viel Verständnis vorgelassen, sieht ja doch jeder ohne Mühe über einen drüber. Außerdem kann man es sich des Öfteren auf diversen Schultern bequem machen. „Du wiegst ja nichts, und so siehst du auch mal was!“ Irgendwann bekommt man von der Anspannerei beim Schultersitz auch Beine wie ein Tour-de-France-Radler. Allerdings ist man ob seiner Größe auch sehr Crowdsurf-gefährdet. Wer unter 1,60 groß ist, regelmäßig auf Konzerte geht und noch nie ungebeten hochgehoben und Richtung Bühne geschoben wurde, der oder die schicke mir bitte ein paar Tipps – was ist euer Geheimnis? Auf Moshpits will ich hier gar nicht näher eingehen, denn aufgrund des geringen Körpervolumens fliegt man dabei gut und gerne mit Höchstgeschwindigkeiten durch die Gegend, die man ansonsten nur aus der Raumfahrt kennt.
Ausweis, bitte!
Klarerweise wird man bei minderer Körpergröße auch Mitte 20 noch beim Bierkaufen müde lächelnd um den Perso gebeten. Hauptsächlich, weil man eben kaum über die Theke schauen kann. Auch Türsteher bauen sich gerne groß vor einem auf und gleichen das Ausweisbild etwas genauer mit dem Lebendobjekt ab als eigentlich nötig. Fortgehen ist ohnehin ein kleiner Parkour, denn hier darf man wieder die hart erworbenen Kletterkünste zur Schau stellen. Die allermeisten Barhocker gehen einem bis zur Brust und der Aufstieg ähnelt mit steigendem Pegel irgendwann der Erklimmung des Großvenedigers. Dafür schafft es aber niemand in einem dicht gedrängten Club so schnell zur Bar oder zur Toilette wie die Winzlinge unter uns. Als kleinere Person schiebt man sich viel wendiger und schneller zwischen den tanzenden Leibern hindurch, als der normalgroße Rest es je könnte.
Partnerwahl – die große (oder auch kleine) Liebe
Das Herz will, was das Herz will. Und manchmal will das Herz den 1,95 großen Ben, weil er einfach sympathisch und lustig ist. Wer allerdings zu weit außerhalb der eigenen Größen-Kaste datet, wird als Frau von Freund*innen gerne mit allerlei jenseitigen Memes versorgt – Hamster und Banane, eh schon wissen. Wahlweise bekommt man dann auch gerne Fotos von NBA-Spielern mit ihren Freundinnen geschickt. Außerdem wird der oder die größere Auserwählte auch gerne gefragt, ob das Küssen nicht irgendwann durch die Bückerei zu einem oder mehreren Rückenleiden führen würde. Noch schlimmer ist es bei Hetero-Pärchen, bei denen der männliche Part kleiner ist. Sollte eigentlich längst kein Thema mehr sein, versorgt das gesellschaftliche Umfeld aber leider oft immer noch mit Stoff für unsinnige Bemerkungen.
Shoppen – aber wo?
Obwohl die Durchschnittsgröße in Österreich bei nicht sehr berauschenden 1,72 Metern liegt, scheint man in einschlägigen Geschäften als etwas kleinere Person oft leer auszugehen. Bodenlange Kleider oder Röcke kann man als halbhohe Frau getrost vergessen, außer man rennt ständig zur Änderungsschneiderei. Ein ähnliches Problem birgt der Hosenkauf. Die Kinderabteilung gestaltet sich mittels weiblicher Kurven als schwierig, und in der Damenabteilung bedeutet die Standard-Hose nun mal: hochkrempeln, und zwar reichlich. Und diesen Trend haben wir schon vor Jahren zu Grabe getragen. Man hätte meine Entzückungsschreie aufzeichnen müssen, als ich im London-Urlaub bei Topshop eine Petite-Section erspähen konnte. Erwachsenen-Kleidung so weit das Auge reichte, und alles davon in meiner Größe! Hierzulande muss man sich für solche Erfolge leider durch diverse Online-Shops kramen. Die Mini-Mitbürger und -Mitbürgerinnen unter uns haben aber einen entscheidenden Bonuspunkt, wenn es um die Schuhwahl geht. Kein Paar High Heels ist zu hoch, schließen wir dadurch mit unserem Freundeskreis oder unseren Partnern und Partnerinnen ja nur maximal gleichhoch auf.
Alles in allem ist das Leben als kleinere Person aber nicht schlecht, denn es macht einen oft erfinderisch. Und spätestens auf dem Heimweg nach dem achten Spritzer freut man sich, dass man als Kompakt-Mensch recht leicht zu tragen ist. Vorausgesetzt natürlich, es erbarmt sich jemand als Träger*in. Aber wer kann den putzigen Kleinen schon etwas abschlagen?