Für immer vielleicht - sind wir zusammen?

Lisa Panzenböck Vom 01.05.2017

Mingle. Dieses Wort steht für „mixed single“ und schafft somit eine Definition für etwas, das eigentlich nicht definiert werden möchte: Die Nicht-Beziehung. Man ist irgendwie zusammen, am Ende des Tages allerdings doch alleine. Warum will sich denn heutzutage eigentlich niemand mehr binden?

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„Ja und, seid ihr jetzt zusammen?“ „Neeein, ich will derzeit eigentlich nichts fixes.“ Jeder von euch hatte bestimmt schon einmal eine Konversation wie diese – wenn auch nur als Fragesteller, oder? Man lernt jemanden kennen, versteht sich gut, verbringt viel Zeit auch über „Netflix and Chill“ und rauschige Party-Nächte hinaus miteinander, und fährt eventuell sogar ein paar Tage gemeinsam weg. Aber zusammen sein? „Nein, also das kann ich mir nun gar nicht vorstellen“, führt die symbolische Lena zu ihrer Freundin weiter aus.

Eine Beziehung passt mir gerade einfach nicht ins Leben

Die Freundschaft Plus zu ihrem G’spusi unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von einer Beziehung und ist dennoch ganz anders, da jene Halb-Beziehung in den seltensten Fällen zu einer richtigen wird. Warum? „Ich hab von Anfang an gesagt, dass ich momentan nichts ernstes will!“ Weil man sich also von vornherein nicht so wirklich auf etwas einlässt. Ausreden wie „wenn sie die Richtige wäre, wüsste ich es sofort“, gefolgt von Erklärungen, dass es das gewisse Etwas, „diesen Zauber“ gäbe und solange jener nicht da ist, möchte man seine unendliche Ungebundenheit auch nicht aufgeben.

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(c) unsplash.com / gemeinfrei

Man will den ganzen Kuchen und nicht bloß ein Stück

Unzählbar viele Optionen, immer und überall, prägen unser Leben – Tag ein, Tag aus. Spontan zur Party schauen, wenn sich nichts Besseres ergibt, kurzfristig doch an Gruppentreffen teilnehmen, weil aus den bevorzugten Plänen nichts wurde, sich mal eben beim Weggehen jemanden anlachen – all das im ausschließlich an sich selbst denkenden Modus. Der über allem stehende Gedanke ist das Streben nach Freiheit; grenzen- und bedingungslos. Dafür eignet sich ein Lebensmodell, in dem man dem Kind keinen Namen gibt, hervorragend; allein schon das Wort „Kind“ – oh Gott! Nein, bitte nicht, das bin ich ja selbst noch, meine Marotten zelebrierend und mit mir selbst restlos überfordert.
Freiheit und Beziehung gehen nun mal für viele von uns nicht einher und ich denke, solange man sich bei dem Schritt, sich jemandem komplett hinzugeben fühlt, als säße man eingesperrt in einem viel zu kleinen Vogelkäfig mit Weitblick auf die vor einem liegende, nun nicht mehr greifbare Welt – solange erkennt man die Wertigkeit einer stabilen Konstante für eine gewisse Zeit durch einen Partner nicht. Man macht nun mal so weiter wie bisher, hat teilweise mehr Spaß zusammen als in einer der vergangenen Beziehungen, hält allerdings stets die kleine Zehe in der Tür, damit jene nicht zufällt und man jederzeit gehen kann.

Etwas Halbes, nichts Ganzes; etwas Lockeres, nichts Festes; etwas das irgendwie da ist, irgendwie aber auch gar nicht.

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Natürlich sind wir aus der „Ohne Facebook-Beziehungsstatus ist es nicht offiziell“-Phase draußen, doch wie geht man mit diesem Lebensmodell des 21. Jahrhunderts um, das heute noch ein fixer Bestandteil des Alltags ist und morgen vielleicht einfach schon nicht mehr auf WhatsApp antwortet? Klingt ganz schön kompliziert, so eine Art von Nicht-Beziehung zu verstehen und das ist es auch. Wie begrüßt man sich in der Öffentlichkeit, oder wie stellt man „das Anhängsel“ bei anderen vor? Stellt man einander den Eltern vor? Zusammen ist man ja schließlich nicht und jene sollen sich auch nicht gleich Hoffnungen machen. Und wie ist das eigentlich mit Geburtstagen – „darf“ man etwas schenken, beziehungsweise wird es erwartet, etwas zu schenken? Fragen über Fragen in einer komplizierten Beziehungsform, die eigentlich vereinfachend sein sollte.

Was es unter dem Eisberg zu entdecken gilt

Und schuld an all dem Gefühls-Wirrwarr, denn darauf läuft das Mingle-Dasein im Endeffekt für zumindest einen von beiden hinaus, ist die Grundeinstellung der symbolischen Lena, mit der sie in die gesamte Geschichte hineingegangen ist. Alleine dadurch gab sie ihm nie die Chance, einen größeren Platz in ihrem Leben zu bekommen. Wenn man von vornherein meint „das kann nie etwas werden“, dann wird es dies auch nicht – unabhängig davon, wie gut es mit dem anderen Menschen passen würde, denn man lässt sich nie so sehr auf jemanden ein und lässt Gefühle zu, wie wenn man eine Beziehung anstrebt, oder einfach bloß offen für den Ausgang der Geschichte ist. Diese Person kann an diesem Zeitpunkt des Lebens unter keinsten Umständen die Richtige sein, auch wenn sie dies unter anderen Gegebenheiten durchaus wäre.

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Ein Plädoyer für weniger Lena

Was ist denn so schlimm daran, etwas „Beziehung“ zu nennen? Die Definition ist ja nicht damit gleichzusetzen, dass man nun auf ewig zusammen bleiben muss, gefangen in einem furchtbar langweiligen, frigiden Alltag in dem bloß noch ein „wir“ und sonst nichts existiert. Bei so einem Konstrukt hätten wohl die meisten von uns nicht unbedingt gerne einen Partner. Ob es „die Richtige“ gibt? Ich weiß es nicht. Ob es ein „für immer“ tatsächlich gibt? Auch das weiß ich nicht. Aber eine Beziehung lebt doch von den zahlreichen, miteinander erlebten Ewigkeiten, die oftmals nur ein Wimpernschlag sind, sich gleichzeitig jedoch für immer in unsere Herzen brennen; kleine Dinge, die im Moment des Erlebens so banal und unwichtig erscheinen. Ob sich ein Daraufeinlassen, sich fallen lassen und dabei Gefahr zu laufen, dass man verletzt wird, auszahlt? Darauf habe ich ebenso keine Antwort, denn so etwas kann man erst im Nachhinein beurteilen, doch genau dafür sollten wir wieder den nötigen Mut fassen. Man möchte sich schließlich nicht konstant selbst mit der Frage nach dem „was wäre wenn ich doch…“ konfrontieren, denn dann ärgert man sich bloß aus einem scheinbar unbeugsamen  Selbstverwirklichungsdrang jemand besonderen gehen gelassen zu haben.

Sind wir doch mal wieder weniger wie Lena!

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