Unser Senf: Warum ich den Wahltag zelebriere

Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Eure Käsekrainer könnt ihr zwar nicht darin eintunken, aber dafür ist unser Senf auch gratis. Dieses Mal erzählt unsere Redakteurin, warum sie den Wahltag so gerne ausgiebig zelebriert.
Viktoria Klimpfinger Aktualisiert am 26.09.2019
EU Wahl
via Pixabay

Dieser Artikel ist anlässlich der Nationalratswahl 2019 entstanden und bezieht sich darauf. 

Montag Knödeltag, Dienstag Nudeltag – Sonntag Wahltag! Und auch wenn ich mich immer sehr über gerollte oder längs gezogene Kohlehydrate freue, am meisten freue ich mich doch auf Sonntag. Zum einen, weil der leidige Wahlkampf endlich ein Ende hat, zum anderen, weil der Wahltag für mich mittlerweile zum Ritual geworden ist.

Zermürbender Wahlkampf

Ich denke, ich spreche für einen Großteil der Bevölkerung, wenn ich mir die Haare raufe und kreische: Nicht noch eine Elefantenrunde! Nicht, dass ich nicht politisch interessiert wäre (bin ich) oder dass ich ausgiebige Vorinformation vor der Wahl nicht extrem wichtig finden würde (tue ich), aber in Österreich ist der letzte Nationalratswahlkampf noch nicht so lange her. Dank Ibiza und Misstrauensvotum hatten wir nur knapp zwei Jahre, um uns vom letzten zu erholen. Und schon sind die Norbären von der Leine gelassen, versuchen die Bumstis mühevoll, ihr Gesicht zu einem Lächeln kleinzukriegen, ohne sich einen Muskel zu zerren. Dank dem ultimativen Politskandal Ibizagate und allem, was bis heute unter seinem aufgewirbelten Pulverschnee an die Oberfläche dringt, gleicht die politische Bühne in Österreich mittlerweile eher einer Reality Soap, die man mit schockiertem Gesichtsausdruck verfolgt. Man will schon gar nicht mehr hinschauen, aber man kann irgendwie auch nicht wegschauen.

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Hingehen statt wegschauen

Und das ist gut so. Wegschauen bringt nur denen was, die sich an Spesenkonten bedienen wie an All-you-can-eat-Buffets. Also sollte man lieber ganz genau hinschauen – und viel wichtiger: am Sonntag hingehen. Seit ich vor zehn Jahren das erste Mal wählen durfte, ist der Wahltag für mich fast so etwas wie ein politischer Feiertag. Als ich noch bei meiner Familie gewohnt habe, sind wir immer zusammen ausgerückt, um unser Kreuzerl zu machen. Mittlerweile muss ich zwar in einem anderen Sprengel alleine wählen gehen, aber auch das läuft jedes Mal gleich ab: Stolz, dass ich es an einem Sonntag mal vor Nachmittag aus dem Bett geschafft habe, marschiere ich entschlossen in Richtung Wahllokal. Auf halbem Weg kommt mir dann die kurze Aufregung: Wie lief das beim letzten Mal noch mal genau ab? Gehe ich einfach rein? Werde ich aufgerufen? Oder muss ich selbst vielleicht irgendetwas rufen? Okay, lautes unmotiviertes Rufen in einen Klassenraum voller Wahlhelfender ist definitiv niemals eine gute Idee. Aber weil ich ja nicht jeden Sonntag wählen gehe, habe ich darin nun einmal keine Routine.

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Binge-Watching mit Sinn

Habe ich den Zettel ohne gröbere Sozialfauxpas in die Urne gesteckt, beginnt aber der eigentliche Spaß. Dann heißt es nämlich: Wahl-Schauen. Endlich einmal Binge-Watching ohne schlechtem Gewissen. Und auch wenn mir die inflationären TV-Runden kurz zuvor noch ziemlich auf die Nerven gegangen sind – am Wahltag gebe ich sie mir alle. Hochrechnung um Hochrechnung rückt das endgültige Ergebnis näher, in den Parteizentralen wechseln fade Augen mit Fahnenschwenkenden, überall herrscht konstant angespannte Stimmung – herrlich! Und wenn dann doch endlich die ersten Ergebnisse eintrudeln, kommt entweder Erleichterung oder Ernüchterung – der ich dann zugegeben auch mal mit dem einen oder anderen Spritzwein entgegenwirke.

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Aktive Frustbekämpfung

Da soll noch einmal jemand sagen, Politik wäre nicht spannend. In den vergangenen Monaten war sie das leider überwiegend in negativem Sinn. Und gerade deshalb ist es wichtig, ihr nicht den Rücken zuzukehren und stattdessen den Frust mit aktivem Mitbestimmen zu bekämpfen. Denn die Demokratie selbst kann nichts dafür, sondern ihr Personal.

Ihr verbringt den Wahltag lieber nicht zuhause? Wir zeigen euch, in welchen Bars ihr euch das Wahlergebnis schön trinken könnt. Was ihr in Österreich außer wählen oder pipperln sonst noch anstellen könnt, verraten euch unsere To Dos.

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