Leila Wien


Leila Wien
Grundsteingasse 20, 1160 WienÖffnungszeiten
Di & Fr: 17-20 Uhr
Aktuelles
Das Gründer*innen-Team sucht derzeit noch Nachfolger*innen, die den Betrieb des Leihladens übernehmen und weiterführen.
Die Popcornmaschine, die ihr mal zu Weihnachten geschenkt bekommen oder den Campingkocher, den ihr euch für das letzte Festival besorgt habt – mal ehrlich, wie oft kramt ihr Gegenstände wie diese aus dem Schrank hervor? Genau hier kommen Leihläden wie Leila Wien ins Spiel: Im Leila könnt ihr euch verschiedenste Dinge gegen eine geringe Gebühr ausborgen.
“Wir haben alle so viele Gegenstände zuhause, die wir nur ganz selten benötigen. Die durchschnittliche Bohrmaschine dreht sich vielleicht zwei Minuten im Jahr und sonst liegt sie nur herum”, sagt Maë Schwinghammer, Vorstandsmitglied bei Leila Wien. Wer sich Dinge ausborgt, spare Geld, Platz und Ressourcen. “Unser Motto ist ‘leihen statt kaufen’. Ein Gegenstand soll von möglichst vielen Leuten benutzt werden. Wir haben Gegenstände, die sind fast dauernd im Leihvorgang, wie die Bohrmaschine oder Schleifgeräte. Werkzeug wird bei uns am öftesten ausgeborgt.”

Von Campingzelt bis Mopskostüm
Um einen Gegenstand auszuleihen, müsst ihr euch online kostenlos registrieren und den Wunschartikel reservieren. Danach holt ihr ihn im Leihladen ab und bezahlt ihn, sobald ihr ihn zurückbringt. Was ihr euch alles ausborgen könnt, könnt ihr online im Katalog nachschauen.
“Viele Leihläden bieten hauptsächlich Werkzeug an – das kommt von der Tradition der tool libraries im angloamerikanischen Raum. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, eine Vielfalt an Gegenständen anzubieten – von Küchengeräten über Instrumente bis zu Unterhaltungselektronik”, erklärt Schwinghammer. Entstanden ist ein buntes Sammelsurium: So liegt eine Trompete neben einem Boule-Spiel und einem Campingkocher. Aber auch verschiedene Kostüme wie Mops, Panda oder Löwe warten darauf, von so vielen Menschen wie möglich getragen zu werden – und hatten übrigens auch schon einen Auftritt in einem Musikvideo:
Ein Sammelsurium von 250 Dingen
Mit der Zeit habe sich herauskristallisiert, bei welchen Gegenständen es sinnvoll ist, sie zu verleihen und bei welchen nicht. Mit dem Standortwechsel im Jahr 2018 hat Leila Wien den Bestand von 700 Dingen auf 250 reduziert. Übrig gelieben sind laut Schwinghammer Dinge, bei denen es keinen Sinn macht, sie selbst zu besitzen, weil man sie nur einige wenige Male pro Jahr braucht.
Fondue-Sets und Beamer sind zum Beispiel über die Weihnachtszeit beliebt, Isomatten und Kochgeschirr in der Campingsaison. “Wir hatten früher auch absurde Sachen wie einen Meerschweinchenkäfig. Aber niemand leiht sich ein Meerschweinchen aus und braucht dann für drei Wochen einen Käfig.”

50 Cent für’s Tambourin
Ein Meerschweinchenkäfig zum Leihen macht vielleicht nicht so viel Sinn, ein Tambourin sollte aber auf keiner guten Party fehlen, finden wir. Bei Leila bekommt ihr das zum Beispiel für 50 Cent pro Tag. Die meisten Gegenstände kosten zwischen 50 Cent und drei Euro, am teuersten sind Dinge wie der HD-Beamer oder die E-Gitarre für 3,50 Euro pro Tag. Und was, wenn der Beamer vom Tisch fällt und zerbricht? “Wenn mal etwas kaputt wird, gibt es eine Gebühr, die man bezahlen muss, falls der Gegenstand nicht reparierbar ist. Die Gebühr ist höchstens das Zwanzigfache der Tagesleihgebühr”, erklärt Simon Büchler, ebenfalls Vorstandsmitglied bei Leila Wien.
Der Großteil der Gegenstände, die man sich im Leila ausborgen kann, wurde gespendet, einige Dinge werden aber auch an den Leihladen verliehen: “Wenn uns Leute Gegenstände leihen, haben sie den Vorteil, dass sie zuhause mehr Platz haben, aber immer noch Zugriff auf den Gegenstand, wenn sie ihn benötigen. Sie zahlen dann natürlich nichts, wenn sie den Gegenstand ausborgen”, sagt Schwinghammer. Einige Dinge hat das Leila-Team auch vom Startkapital gekauft, das sie 2018 zur Wiedereröffnung am neuen Standort durch Crowdfunding bekommen haben.

Von Berlin nach Wien und ganz Europa
Seit 2014 gibt es Leila Wien, 2018 zog der Laden in den aktuellen Standort in der Grundsteingasse im 16. Bezirk. Entstanden ist der Leihladen aus einem Uni-Projekt, mittlerweile organisiert sich das Team als Verein und arbeitet ehrenamtlich im Leila. Auch die Idee zum Leihladen ist gewissermaßen geliehen. Das Kernteam hat den Gründer von Leila Berlin kennengelernt und das Konzept für Wien ausgearbeitet. Mittlerweile sucht das Gründer*innen ein Nachfolgeteam, das den Leihladen übernimmt und den Betrieb weiterführt.
“Wir waren der zweite Leihladen in Europa, mittlerweile gibt es 40 bis 50”, sagt Schwinghammer. Um sich mit anderen Läden auszutauschen und zu vernetzen, ist Leila Wien Mitglied beim EU-Projekt “Library of Things Europe”. Das stärkere Bewusstsein für Nachhaltigkeit sorgt nicht nur dafür, dass mehr und mehr Leihläden aus dem Boden sprießen. Auch die Leih-Community wächst. Mittlerweile sind rund 700 Menschen bei Leila Wien registriert.

Noch mehr nachhaltige Ideen gesucht? Dann folgt unserer Liste Nachhaltiges Wien, um immer auf dem Laufenden zu bleiben. Dort findet ihr zum Beispiel auch coole Initiativen und Workshops für Reparaturen in Wien.