"Das Goldene Brett vorm Kopf" kürt den größten Unfug des Jahres

Viktoria Klimpfinger Vom 28.11.2018
Heute geht "Das Goldene Brett vorm Kopf" bereits zum achten Mal an den Nominierten mit der haarsträubendsten Theorie des Jahres. Wo die Preisverleihung stattfindet und wer die zweifelhaften Nominierten sind, erfahrt ihr hier.
Das Goldene Brett vorm Kopf

Lieber eine Tür im Gesicht als ein Brett vorm Kopf! Aber solange es Menschen gibt, die daran glauben, dass sich hinter „Chemtrails“ oder Impfungen eine Verschwörung von globalem Ausmaß versteckt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass es das Brett vorm Kopf bald zu Billigpreisen und Zehnerpacks im Baumarkt gibt. Gerade in einer Zeit der wachsenden Wissenschaftsfeindlichkeit, in der ein überdimensionales, schreiendes Baby im Anzug mit Katzenschamhaar auf dem Kopf an der Spitze einer Weltmacht Fake News ausspuckt wie andere Gemütsgenossen ihre Erbsen, ist es wichtig, die echte Wissenschaft zu honorieren.

Negativpreis für Unfug

Doch mancher pseudowissenschaftliche Unfug ist so haarsträubend abwegig, dass sein Grad an Blödsinn an sich ebenfalls einen eigenen Preis verdient: „Das Goldene Brett vorm Kopf“ kürt heute, am 28. November 2018, zum achten Mal den größten unwissenschaftlichen Schmafu des Jahres. Denn auch Negativleistung ist eine Leistung. Nur eben keine gute. Der Antipreis wird um 20:15 Uhr (Einlass ab 20:00 Uhr) parallel in Wien in der Urania verliehen und in Hamburg im Altonaer Museum. In Wien versammeln sich Stern-Kolumnistin S.M. Steinitz, Standard-Blogger Christian Kreil, Philosophin Lisz Hirn und Biologe Erich Eder auf dem Podium, um einen der drei Nominierten zum Judas der Wissenschaft zu erklären. Nominiert sind der Impfgegner und Medizinkritiker Hans Tolzin, das Esoterik-Wunderkind Christina von Dreien und das Wiener Krankenhaus Nord zusammen mit dem Energetiker Christoph Fasching.

DIE NOMINIERTEN

Impfgegner Hans Tolzin

Dafür, dass Molkereifachmann Hans Tolzin keine medizinische Ausbildung hat, verbreitet er einen Haufen Thesen zu wichtigen medizinischen Themen. Er warnt vor dem Impfen, zweifelt grundsätzlich an der Existenz von Infektionskrankheiten und hat seine ganz eigene Theorie zum Thema AIDS. So haarsträubend und offensichtlich unwissenschaftlich Tolzins Theorien sind, so gefährlich sind sie doch. Dass die Ablehnung der fundierten Medizin schädliche Kreise für die gesamte Gesellschaft zieht, zeigt sich nicht zuletzt an der immer noch aktuellen Impfdebatte.

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Esoterisches Wunderkind Christina von Dreien

Christina von Dreien aus der Schweiz ist zwar erst 17, aber nur in diesem Leben. Als Wunderkind der Esoterik besitzt sie nämlich neben einem angeblich erweiterten Bewusstsein, multidimensionaler Wahrnehmung und anderen paranormalen Talenten offenbar so etwas wie einen Zehnerblock der Wiedergeburt. Angeblich wurde sie schon mehrere Male wiedergeboren, unter anderem in Atlantis. Wer so viel herumgekommen ist, bindet das der Menschheit natürlich auf die Nase. Christinas Mutter Bernadette Meier sorgt dafür, dass ihr esoterischer Wunderwuzzi ganze Säle füllt und hunderttausende Klicks auf YouTube sammelt. Die Kommunikation mit dem Jenseits, um die es bei Christinas Auftritten geht, ist anscheinend schräges Faszinosum. Sie und ihre Mutter sind nicht nur Beispiele für esoterische Verklärung der höchsten Stufe, sondern auch dafür, wie lukrativ willkürliche, schwammige Begrifflichkeiten und Selbstinszenierung sein können.

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Das Krankenhaus Nord und sein energetischer Schutzring

Last but not less weird: Das Wiener Krankenhaus Nord und der „Bewusstseinsforscher“ Christoph Fasching, der einen energetischen „Schutzring“ um die Baustelle des Krankenhauses zog. Nicht nur das „Nachhause-Telefonieren“ ins Jenseits, sondern auch das willkürliche Ziehen imaginärer Ringe ist offenbar eine ideale Einnahmequelle: Satte 95.000 Euro bekam Fasching dafür, dass er mit seinem Ring vermeintlich negative Energien fernhielt, die von außen Einfluss auf das Krankenhaus und seine Patienten nehmen. Dass dafür nicht nur diese Menge an Geld, sondern noch dazu Geld aus öffentlicher Hand gezahlt wurde, beweist, wie tief die Unwissenschaftlichkeit ihre Gräben zieht. Oder ihre Schutzringe.

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Das Brett fürs Lebenswerk

Außer Konkurrenz wird dem Demeter-Verband außerdem das Goldene Brett fürs Lebenswerk verliehen. Er verkauft „biologisch-dynamische“ landwirtschaftliche Produkte der dritten Art. Denn die Pflanzen gedeihen angeblich besonders harmonisch, wenn auf dem Feld zuvor verdünnte „Schafgarbe im Hirschmagen“ verteilt wurde. Und das ist längst nicht das einzige „biodynamische Präparat“, das eher an magische Zaubertrank-Zutaten als an landwirtschaftliche Hilfsmittel erinnert. Zurück geht das ganze auf die kontroverse Theorie der Anthroposophie, die von Esoteriker Rudolf Steiner begründet wurde und sich dem Menschen von spiritueller, übersinnlicher Seite nähert.

Wer von den drei Nominierten auch immer das „Goldene Brett vorm Kopf“ mit nach Hause nimmt – eins steht fest: Im Herzen ist jeder von ihnen dubioser Sieger. Denn verdient hätten es zweifellos alle.

Das Goldene Brett vorm Kopf
CC BY-ND 3.0

Ihr braucht jetzt ein bisschen Aufheiterung? Wie wär’s mit den besten Zitaten von Michael Häupl bei Willkommen Österreich? Wenn ihr euch stattdessen lieber mit Aktivitäten ablenkt, bieten euch unsere To Do’s jede Menge Inspiration.

(c) Beitragsbild | CC BY-ND 3.0


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