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Unser Senf: Warum das Brauchtum beim Perchtenlauf die beste Ausrede ist

Viktoria Klimpfinger Zuletzt geändert am 04.12.2021

Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Eure Käsekrainer könnt ihr zwar nicht darin eintunken, aber dafür ist unser Senf auch gratis. Dieses Mal macht sich unsere Redakteurin Gedanken über Perchtenläufe und Krampusumzüge.

Perchtenlauf

Jedes Jahr gehen während der Krampusumzüge und Perchtenläufe schockierende Verletztenzahlen durch die Medien. 2013 gab es etwa 70 Verletzte bei einem Lauf in Osttirol – ein 15-Jähriger wurde sogar mit einer Hirnblutung ins Spital eingeliefert. Vor drei Jahren wurden dabei in Kärnten zehn Menschen verletzt. Und auch 2019 gab es Berichte über Ausschreitungen und Alkohol-Exzesse. Verletzte sind dabei nicht nur Besucher*innen, sondern oft auch die Krampus- oder Perchtenläufer*innen selbst, die attackiert werden.

Das gibt zu denken. Besonders, wenn man auf dem Weg nach Kärnten zu seinem ersten Perchtenlauf ist, wie ich vor ein paar Jahren. Als Wienerin ist mir nur der Krampus halbwegs bekannt (denn Percht ist nicht gleich Krampus), und auch da war der einzige, den ich persönlich kennengelernt habe, ungefähr 40 Zentimeter hoch und bestand zum Großteil aus Dörrzwetschken. Nichts also mit Rutenschlägen, nichts mit blauen Flecken. Nur klebrige Finger verpasste er mir regelmäßig. Und das reicht mir völlig.

Krampus
Der Zwetschkenkrampus meiner Mutter. (c) Viktoria Klimpfinger | 1000things

Zynische Brauchtumspflege

In den vergangenen Jahren keimt die Brauchtumspflege verstärkt auch bei Leuten in meinem Alter auf. Spannend eigentlich, wirft man unserer Generation doch gerne mal vor, nur mit der Nase an unseren Smartphones zu kleben und bis auf den Toilettengang völlig von der Technik abhängig zu sein. Doch der Trend, sich wieder dem Brauchtum und dem Volkstümlichen zuzuwenden, hat irgendwie bitteren Beigeschmack. Oder hopfigen. Denn für viele ist das Brauchtum bloß gute Ausrede zum – samma uns ehrlich – Saufen. Bestes Beispiel: Oktoberfest. Und der Perchtenlauf ist obendrein noch willkommene Rechtfertigung für Enthemmung und Gewalt. Denn wer weiß heute noch, was Percht und Krampus eigentlich wollen – abseits vom Abreagieren an den Zuschauer*innen? Irgendeiner soll während der Rauhnächte die bösen Geister des Winters austreiben und irgendeiner vor dem Nikolo die Kinder bestrafen, aber wer war nochmal wer?

Ansehen wollte ich mir aber doch mal mit eigenen Augen, was da eigentlich abgeht mit den Perchten. Wahrscheinlich hätte auch mir ein höherer Alkoholpegel den Abend erheblich erleichtert, aber vor Anspannung bekam ich nichts runter. Immerhin hört man in Wien nur die Horrorgeschichten der Überlebenden solcher Läufe, und die schwanken natürlich vom Kindergeburtstag bis zum Massenmassaker. Und im Zweifel rechne ich in solchen Situationen lieber mit dem Massaker. Nur um im Ernstfall mit ungelenkem, unwillkürlichem Um-mich-Schlagen gewappnet zu sein. Gut, ganz so schlimm war es nicht. Immerhin sind viele der offiziellen Perchtenläufe inzwischen stark reguliert, damit ja keiner der die Wirtschaft ankurbelnden Tourist*innen zu Schaden kommt.

Und wenn ein Percht sich schließlich doch der Rage hingibt und in höchstem Grant die Absperrung wegzerrt, muss dann eben einer der zahlreichen Securitys einschreiten. Damals in Kärnten mussten sie das immer wieder. Und immer vehementer mit fortschreitendem Abend. Langsam dämmerte mir, dass die Sicherheitskräfte von vornherein nicht dazu da waren, das Publikum in Schach zu halten, wie bei Konzerten oder ähnlichen Massenveranstaltungen. Sondern offenbar waren diese groß gewachsenen Männer mit den Warnwesten die Zähmer der wildgewordenen Fellknäuel, die sich schnaubend über die Straße wälzten.

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Aber die Larven sind doch so kunstvoll!

Bis dahin stimmen meiner Erfahrung nach die meisten zu, ob Stadt- oder Landmensch: Dass die Perchtenläufe derartig ausarten, darf nicht sein. Punkt. Doch dann gibt man ziemlich schnell beschwichtigend zu bedenken, was denn für eine hohe Kunstfertigkeit hinter den grotesken Masken und zerzausten Kostümen stecke. Und es stimmt: Besonders die holzgeschnitzten Masken haben mich beim Perchtenlauf in Kärnten wirklich ehrlich beeindruckt. Sie waren so artifiziell hässlich, ja auf einem so hohen Niveau grauslich, dass sie ein ganz neues Level an Ästhetik erreichten. Gerne hätte ich sie mir noch genauer angesehen, vielleicht sogar kurz mit meinen neugierigen Fingern angegrapscht. Aber unter ständiger panischer Angst, dass mir der Maskenbesitzer bei dem Versuch meinen Daumen bricht oder mich bei zu langem Blickkontakt einfach brutal zu Boden wirft, entschied ich mich dann doch eher für flüchtige Blicke und betonte Unauffälligkeit.

Nach dem Argument, dass die Larven so schön sind, verebbt die Diskussion dann ziemlich schnell im wissenden Nicken. Was soll man da noch sagen? Ja, klar sind sie schön. Aber wenn ich hübsche Masken sehen will, gehe ich ins Volkskundemuseum oder sehe sie mir im Krampusmuseum an und nicht unbedingt zu einem Dämonenfest, das darauf ausgerichtet ist, mich für meine bloße Anwesenheit zu bestrafen. Nein, worum es beim Perchtenlauf ja auch geht, ist das Spiel mit der Angst, das Faszinosum des Dämonischen. Endlich darf sich der verkümmerte, vorzivilisatorische Teil in uns an Rohheit und Brutalität weiden. Das wird bei der Diskussion ums Brauchtum gerne mal außen vorgelassen.

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Mei‘ Brauchtum is‘ net deppert!

Denn das darf uns bitte keiner madig machen. Mei’ Brauchtum is’ net deppert! Ganz keck werfe ich mal die Frage in den Raum: Vielleicht ist es das ja doch? Gut, deppert ist natürlich das falsche Wort. Eine gesunde Brauchtumspflege hat ja auch etwas Schönes, irgendwie Beruhigendes, wenn man weiß, dass etwa einmal im Jahr der Krampus wiederkehrt: „Die Menschen brauchten diese Rituale schon immer, vor allem, wenn es um Phasen des Übergangs geht“, sagt Historiker Peter Wiesflecker gegenüber der Bezirkszeitung. Und wenn etwas bereits so lange und fest in der heimischen Folklore verankert ist wie der Perchtenlauf, wäre es natürlich schade, wenn es verloren ginge.

Aber leider dient es oft als Schmelztiegel für so viel mehr: Schon das berühmte Gefängnis-Experiment der Standford-University hat gezeigt, dass manche Menschen wohl mit der ihnen übertragenen Autorität und Macht über andere nicht umgehen können. Und wenn diese Macht das Prügeln und Erschrecken von sich aus schon beinhaltet, kann man sich wohl auf einer Hand ausrechnen, wie das Ganze ausgeht. Dann kommen da auch noch Anonymität und ein gewisser Alkoholpegel dazu, der die Brauchtumspflege meistens in verschwommene Watte hüllt, und es gibt kein Halten mehr. Nicht einmal von den provisorischen Absperrgeländern.

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Neue Bräuche braucht das Land

Gerade weil die Gemüter schon bei leiser Kritik am Brauchtum hochkochen, die offenbar die Schnittstelle von persönlicher und nationaler Identität kitzelt, ist es umso wichtiger, die Brauchtümer zu hinterfragen, die die Gemüter sogar standesgemäß erhitzen sollen. Denn immerhin stammen Traditionen wie die Perchtenläufe aus vorsintflutlichen Zeiten, haben ihren Ursprung angeblich sogar um 500 v. Chr. Dass damals die Sonnenuhren noch ganz anders liefen, gerade in Bezug auf Gewalt, ist klar.

Heute wird damit aber ein gewisses Maß an Brutalität zum folkloristischen Heiligtum erhoben, zum unantastbaren kollektiven Gedächtnis einer Nation, das alles darf und vor allem eins ist: unveränderbar. Doch anstatt die nationale Identität mit immer gleichen, wiedergekäuten und nicht reflektierten Brauchtümern zu füttern, könnte man sie doch anpassen oder gleich ein paar neue schaffen. Gemeinsam. Immerhin eignen sich die felligen Kostüme der Perchten zum Beispiel auch wunderbar zum Kuscheln. Wie sie wohl reagieren, wenn ich sie nächstes Jahr statt mit Schreien mit sanften Bussis überhäufe?

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Darf’s noch mehr winterlicher Senf sein? Dann lest euch durch, warum für unsere Redakteurin der erste Schnee in Wien der schönste ist. Doch mehr von Krampus und Co? Ein Stadtkind und ein Landkind aus der Redaktion erzählen, wie unterschiedlich der Krampus bei ihnen daheim kommt.


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