Spannende feministische Aktivitäten in Wien
Ein hoher Gender Pay Gap, weniger Pension als Männer und mehr Femizide als in anderen EU-Ländern: Als Frau könnte man in Österreich durchaus pessimistisch werden. Besser wäre es aber, sich weiterzubilden und mit anderen Feminist*innen zu vernetzen. Gemeinsam lässt sich das Patriarchat schließlich viel besser bekämpfen als auf eigene Faust. Bei den folgenden Veranstaltungen gelingt das besonders gut.
Den meisten frauenpolitischen Errungenschaften wie dem Frauenwahlrecht, der Fristenregelung für eine straffreie Abtreigung oder der Reform des Familienrechts gingen langwierige Debatten und Demonstrationen voraus und längst nicht alle im Land waren damit einverstanden. So ist es bis heute: Während auf der einen Seite ein Backlash und das Wegfallen bisheriger Rechte drohen, gibt es auf der anderen Seite noch so viele Probleme und unerreichte Ziele. Vergangenes Jahr starben 26 Frauen durch mutmaßliche Femizide.
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Auch der Gender Pay Gap ist nicht bloß die Ausgeburt eines schrecklichen Albtraums, sondern bittere Realität. Am 1. November 2024 haben Männer bereits jenes Einkommen erzielt, für das der weibliche Teil der Bevölkerung noch bis Jahresende hackeln muss – und das statistisch gesehen umsonst. Mit einher gehen eine geringere Pension als jene der Männer und das Risiko, in die Altersarmut zu rutschen.
Allesamt gute Argumente, um für Gleichberechtigung auf allen Ebenen zu kämpfen. Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, gibt es die vollständige Gleichstellung von Frau und Mann allerdings erst in 131 Jahren. Wie kann man sich die Zeit bis dahin bestmöglich vertreiben? Zum Beispiel mit dem Besuch feministischer Events. Wir listen dir einige Veranstaltungen und Aktivitäten auf, bei denen du neues Wissen erhältst, Selbstliebe kultivieren und dich mit anderen Feminist*innen austauschen kannst.
Den Körper in Szene setzen im studio OAG!
Weiblich gelesene Körper sind häufig einer Bewertung von außen ausgesetzt. Schönheitsideale, Social Media, Werbung und nicht zuletzt unbedachte Kommentare aus dem eigenen Umfeld können ganz schön unter Druck setzen und das Selbstbild ins Wanken bringen. Einen gänzlich neuen Blick auf deinen Körper erhältst du beim „Feministischen Akt“. Dabei handelt es sich um eine Aktzeichengruppe, die vom Studio OAG! – Verein für Kunst im Alltag organisiert wird. Einmal im Monat treffen sich FINTA (Frau, inter, non-binary, trans* und agender) in gemütlicher Runde im Atelier des Studios.
Was dieses Event von anderen abhebt: Du bist nicht nur dazu eingeladen, Akte zu zeichnen und deine kreativen Skills zu verbessern, sondern kannst den anderen Teilnehmer*innen auch gleich selbst Modell stehen. Erlaubt ist dabei, was gefällt – du entscheidest, wie du dich präsentieren möchtest und welche Hüllen fallen sollen. Constanze Stahr und Janina Piech vom Studio möchten damit einen geschützten Rahmen bieten, der es ermöglicht, sich aus einer anderen Perspektive zu betrachten. „Wenn der eigene Körper von anderen Anwesenden als schön und zeichnenswert betrachtet wird, verschiebt sich die eigene Wertschätzung für den Körper ins Positive“, wird die Veranstaltung auf der Website beschrieben.
Eine Session dauert in etwa fünf bis zehn Minuten, dann ist die nächste Person dran. Arbeitsmaterialien gibt es vor Ort, du kannst aber auch eigene Zeichenutensilien mitnehmen.
Die wichtigsten Infos:
- jeder erste Mittwoch im Monat, 18 Uhr
- 5 € in bar
- Anmeldung per Mail: habedieehre@oag.studio
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studio OAG! | Obere Amtshausgasse 10-12/4, 1050 Wien
Die eigene Vulva als Kunstwerk
Keramikvasen mit Trockenblumensträußen, Kerzen in allen erdenklichen Formen und Farben auf hübsch drapierten Coffee-Table-Books oder bestickte Kissenhüllen – Pinterest und Co. liefern tolle Inspirationen für die Dekoration der eigenen vier Wände. Aber hast du schon mal in Erwägung gezogen, deine Wohnung mit einem Abdruck deiner Vulva zu verschönern? Immerhin ist das weibliche Geschlechtsorgan ein Wunderwerk der Natur und jedes auf seine eigene Weise einfach einzigartig. Ein absolutes Unikat ist dir somit sicher.
Das sogenannte „Vulva Casting“ kannst du etwa bei der Künstlerin Gloria Dimmel buchen. Hier wird ein runder Abguss deiner Vulva angefertigt. Zum Einsatz kommt dabei eine weiße, gipsähnliche Masse. Solltest du dafür allerdings doch ein bisschen zu g’schamig sein, dann kannst du deine persönliche Vulva-Skulptur auch alleine anfertigen. Alles, was du dafür benötigst, ist das DIY-Set, das Gloria Dimmel in ihrem Online-Shop vertreibt. Im Paket enthalten ist Gießpulver für zwei Abdrücke – sollte es beim ersten Mal nicht gleich klappen, ist das also kein Problem. Die Anleitung gibt es sowohl schriftlich als auch im Videoformat.
Die wichtigsten Infos:
- Gipsabdrücke von Vulven
- DIY-Set: 45 €
- Pussy Pairs Memory Spiel: 35 €
>> Mehr lesen: Wo du in Wien feministische Kunst bekommst
Feministische Kunst beim Pub Art Markt
Bleiben wir gleich beim Thema Vulva, denn dieses Motiv wählte auch Anna Becker – bekannt als Vulvanautin – für ihre Kunstwerke. Auf Stickern oder T-Shirts verleiht sie ihnen auf humorvolle Weise die Hauptrolle und möchte so zur Enttabuisierung des weiblichen Geschlechtsorgans beitragen. Da kann es dann schon sein, dass die Vulva wahlweise als Wassermelone, Oktopus, Eis am Stiel, Kaffeebohne oder Skifahrerin getarnt wird.
Zu sehen sind ihre Designs entweder auf Instagram oder beim Pub Art Markt, den die Künstlerin gelegentlich organisiert. Für die nächsten Termine schaust du am besten auf Instagram vorbei.
Die wichtigsten Infos:
- Pub Art Markt: Termine auf Instagram
- spielerische Inszenierung von Vulven
Feministische Workshops und Lesungen: IG fem
Seit 2019 versucht der Verein IG feministische Autorinnen (kurz: IG fem), feministische Belange verstärkt in den Literaturbetrieb, die Politik und Öffentlichkeit einzubringen. Wenn auch du dich näher mit weiblicher Autorinnenschaft auseinandersetzen möchtest, dann solltest du unbedingt das Veranstaltungsangebot der IG fem auschecken. In regelmäßigen Abständen bieten Gerlinde Hacker und Dorothea Pointner (Präsidentin und Vize des Vereins) nämlich Workshops und Lesungen zum Thema an.
Im feministischen Lesekreis oder in der Theoriegruppe werden Werke von Autorinnen sowie theorielastige, feministische Texte kritisch besprochen. Dies soll möglichst niederschwellig geschehen, um Zugang für alle zu schaffen. Außerdem kannst du Teil einer Online-Schreibgruppe werden und zusammen mit anderen an Texten arbeiten. Hierbei profitierst du von praktischen Schreibübungen oder inhaltlichen und stilistischen Feedbacks.
Die wichtigsten Infos:
- Auseinandersetzung mit weiblicher Autorinnenschaft
- Lesekreis, Theoriegruppe und andere Möglichkeiten des Austauschs
- mitmachen: support@igfem.at
Wiener Frauen*Spaziergänge mit Petra Unger
Welche Namen kommen dir als erstes in den Sinn, wenn du an berühmte Frauen aus Wien denkst? Sollten das jetzt noch nicht so viele sein, kein Problem. Kulturvermittlerin und Autorin Petra Unger wird das sicherlich schnell ändern, wenn sie dich auf einem der Wiener Frauen*Spaziergänge quer durch die Hauptstadt und 15 Bezirke begleitet. Über 50 unterschiedliche Routen hat sie entwickelt, welche die Geschichten zahlreicher Wienerinnen erlebbar machen sollen. Du erfährst zum Beispiel Näheres über die Schauspielerin Hedy Lamarr, Schriftstellerin Bertha von Suttner, Physikerin Marietta Blau oder Politikerin Johanna Dohnal.
Aufgegriffen werden unter anderem auch die Erste und Zweite Frauenbewegung, Mädchen- und Frauenbildung, Sexarbeit und sexualisierte Gewalt sowie die Biografien widerständiger Frauen, die sich für eine bessere Gesellschaft starkmachten. Wann die Spaziergänge stattfinden, siehst du auf der Website. Sollte es gerade einmal keine Termine geben, kannst du auch Petra Ungers Buch „Wiener Frauenspaziergänge. Wo sich Frauen in Wien am besten finden“ lesen, das 2006 erschienen ist.
Die wichtigsten Infos:
- zahlreiche Routen durch Wien
- auf den Spuren von Wienerinnen
- Buch: „Wiener Frauenspaziergänge. Wo sich Frauen in Wien am besten finden“ (2006)
>> Mehr lesen: Straßen in Wien, die nach Frauen benannt sind
Weiterbildung im Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch
Es ist in der Museumslandschaft keineswegs neu und trotzdem relevant wie eh und je: Das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch (MUVS). Seit 2003 versorgt es mit umfassendem Wissen über zuverlässige Verhütungsmethoden und medizinisch sichere Abtreibung.
Da die Möglichkeit einer straffreien Abtreibung auch in Österreich eine ungewisse Zukunft hat, ist es unerlässlich, genau über die aktuelle Gesetzeslage und die unterschiedlichen Methoden Bescheid zu wissen. Aber auch die Geschichte der Verhütung ist spannend. Im MUVS erfährst du zum Beispiel, wie diese im alten Ägypten aussah, wie Schwangerschaftstests entwickelt wurden und welche Risiken Frauen damals in Kauf nehmen mussten, wenn sie bei Engelmacher*innen einen illegalen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen.
Die wichtigsten Infos:
- Hintergrundwissen über Verhütungsmethoden und sichere Abtreibung
- historische Einblicke in altertümliche Verhütungsmethoden
>> Mehr lesen: Abtreibung in Österreich: Drei Frauen erzählen
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Museum für Schwangerschaftsabbruch und Verhütung | Mariahilfer Gürtel 37/1. Stock, 1150 Wien
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MI-SO
Veranstaltungen mit Frauen*solidarität
Frauensolidarität – so wird nicht nur der weibliche Zusammenhalt bezeichnet, sondern auch eine feministisch-entwicklungspolitische Organisation sowie Zeitschrift, die 1982 ins Leben gerufen wurde. Diese widmet sich globalen Machtverhältnissen, Frauenrechten sowie Frauen- und LGBTQIA+Bewegungen und nimmt dabei eine feministische Perspektive ein. Um weitreichend über diese Belange aufzuklären, werden regelmäßig Events organisiert – zum Beispiel Podiumsdiskussionen, Workshops, Vorträge, Lesungen oder Filmvorführungen.
Die wichtigsten Infos:
- feministisch-entwicklungspolitische Organisation und Zeitschrift
- seit 1982
- regelmäßige Events wie Podiumsdiskussionen, Vorträge und Workshops
- Veranstaltungsprogramm online
Vereine unterstützen
Hast du schon einmal darüber nachgedacht, einem Verein beizutreten oder mit Spenden einen guten Zweck zu unterstützen? Viele Vereine sind auf Hilfe angewiesen, um helfen zu können. So zum Beispiel der gemeinnützige Verein Changes for Women, der Betroffene über die Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen und Finanzierungsmöglichkeiten informiert. In Notlagen organisiert Changes for Women auch die finanziellen Mittel, um ungewollt Schwangeren eine Abtreibung zu ermöglichen. Spenden, ehrenamtliche Mitarbeit oder eine Vereinsmitgliedschaft sind daher immer gern gesehen.
Auch der Verein StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt freut sich über Mithilfe. Das Gewaltpräventionsprojekt möchte gegen (häusliche) Gewalt an Frauen und Kindern, Gewalt in der Partnerschaft sowie Femizide vorgehen und ruft zur Zivilcourage auf. Sollte es bei Menschen in deinem Umfeld also Anzeichen für Gewalt geben, ist es wichtig, diese nicht zu ignorieren, sondern zu handeln und zu helfen. Einen Leitfaden für Zivilcourage stellt der Verein auf seiner Website zum Download bereit. Des Weiteren kannst du Spenden tätigen, dich bei Veranstaltungen engagieren oder StoP-Vereinsmitglied werden.
>> Mehr lesen: 1000things Reportage über den Männertisch von StoP
Women-owned Businesses supporten
Immer häufiger öffnen frauengeführte, feministische Unternehmen ihre Pforten – sowohl online als auch auf den Straßen Wiens. Was du hier bekommst? Neben Schmuck, Dekoartikeln, Periodenprodukten oder Büchern auch jede Menge Frauensolidarität.
Die Busenfreundin
Erwähnenswert ist zum Beispiel der Shop Die Busenfreundin. Gründerin Amélie Bilgram und Sabrina Prinz vertreiben eine große Palette an brustförmigen Produkten, darunter Polster, Armbänder, Brillenketten, Tassen oder sogar Glühbirnen. Das etwas altbackene Wort „Busenfreundin“ bezieht sich dabei auf die intime Freundschaft zwischen Frauen. Schenkt man sich einen der Busenartikel, so kann dies als besonderer Freundschaftsbeweis gewertet werden. Gleichzeitig soll damit auch die weibliche Brust enttabuisiert werden, da sie in der Gesellschaft immer noch einer starken Sexualisierung ausgesetzt ist. Im November 2024 hat das Geschäft in der Zeltgasse im 8. Bezirk eröffnet, im Online-Shop könnt ihr aber natürlich weiterhin einkaufen.
- Lieblinge 2024
Rotmarie
Die Rotmarie hingegen versorgt dich mit allem, was die Periode erträglicher macht. Waschbare Binden, Periodenslips, Menstruationstassen und vieles mehr findest du im Geschäft. Des Weiteren hat Gründerin Angelika Burgsteiner auch Bücher, Spiele oder Geschenkboxen zum Thema Periode in ihrem Sortiment.
>> Mehr lesen: Was wir alle über die Periode wissen sollten
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ROTMARIE | Bloch-Bauer-Promenade 22, 1100 Wien
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MO–SA
All about period
Menstruationsprodukte gibt‘s außerdem bei All about Period. Melanie Zemsauer eröffnete den Laden – wie sie selbst beschreibt – „aus der Not heraus“. Sie möchte menstruierenden Menschen dabei helfen, einen harmonischen Umgang mit ihrem Zyklus zu finden und diesen zu verstehen. Die Gründung ihres Fachgeschäfts war unter anderem auch eine Reaktion auf die mangelhafte Aufklärungsarbeit in diesem Bereich.
>> Mehr lesen: Unser Perioden-Guide durch Wien
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all about period | Lindengasse 14, 1070 Wien
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DI-SA
- Lieblinge 2024
o*books
2021 eröffnete mit o*books im 2. Bezirk ein Ort, der Themen wie Feminismus, Queerness, LGBTQIA+, Diversität, Inklusion und Anti-Rassismus eine große Bühne bieten wollte. Und das ist gelungen: Auf vielen Regalbrettern versammeln sich zahlreiche Geschichten, die es kaum abwarten können, einen Einblick in diverse Welten und Lebensrealitäten zu liefern. Die Rede ist von der Buchhandlung o*books, die von Bianca-Maria Braunshofer und Katja Fetty betrieben wird.
Neben Literatur haben die beiden auch Schreibutensilien oder Papeterie im Programm, zudem kann ein Bücherabo abgeschlossen werden, bei dem individuell auf den Lesegeschmack angepasste Lektüre versendet wird. Das Bookoskop ist ein weiteres Angebot der Buchhändlerinnen: Ausgehend von deinen Lieblingsbüchern wird dabei eine Persönlichkeitsanalyse erstellt. Zudem erhältst du personalisierte Leseempfehlungen – ein Horoskop für Leseratten sozusagen.
>> Mehr lesen: Die besten Buchhandlungen in Wien
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o*books | Bruno-Marek-Allee 24/1, 1020 Wien
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MO–SA