Wo ihr euch in Wien ehrenamtlich engagieren könnt
Ein Mensch alleine hat nicht die Möglichkeit, die Welt von heute auf morgen zu einem besseren Ort zu machen. Aber wenn alle im Kleinen einen Beitrag für die Gesellschaft leisten, kann das große Veränderungen bewirken. Oder wie Yoko Ono sagen würde: „Jeder Tropfen im Ozean zählt.“ Wir verraten euch, bei welchen gemeinnützigen Organisationen in Wien ihr euch ehrenamtlich engagieren könnt.
„Es gibt kein Rezept gegen Ohnmacht. Aber durch Handeln entsteht Hoffnung.“ Dieses Zitat stammt von der Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Die Geschehnisse der vergangenen Jahre sowie aktuelle Debatten lassen uns tatsächlich häufig ohnmächtig und hilflos fühlen. Wir alleine haben nicht die Macht, Klimakrise, Armut oder Kriege zu beenden, aber komplett tatenlos zusehen sollten wir auch nicht.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich einzubringen, anderen Menschen zu helfen und so auch ein Gefühl von Hoffnung, wie Neubauer es beschreibt, in uns entstehen zu lassen. Wir stellen euch hier Organisationen in Wien vor, bei denen ihr euch ehrenamtlich engagieren könnt.
Wiener Freiwilligenagentur
Wer Lust und Zeit hat, sich freiwillig zu engagieren, aber noch keine Ahnung hat, in welche Richtung die Reise gehen soll, kann sich an die Wiener Freiwilligenagentur wenden – ein Projekt der Stadt Info Wien, Social City Wien und dem Wiener Hilfswerk. Hier werdet ihr kostenlos entweder am Telefon unter +43 676 6426134 und +43 676 7096097 oder via Mail beraten.
In den Gesprächen geht es dann um eure Motivation für freiwilliges Engagement, sämtliche Erwartungen, notwendige Ressourcen sowie mögliche Einsatzstellen in verschiedensten Organisationen. Ihr werdet also mit allem ausgestattet, was ihr für einen starken Start in die Charity-Welt benötigt.
Verein Ute Bock
Das Team vom Verein Ute Bock engagiert sich seit 2002 für Geflüchtete, indem es Wohnraum anbietet, Menschen berät und mit Essen und Kleidung versorgt. Das Flüchtlingsprojekt finanziert sich fast ausschließlich durch Spendengelder und ist somit auf die Freiwilligenarbeit von engagierten Helfer*innen angewiesen.
Die ehrenamtlichen Tätigkeiten im Ute-Bock-Haus sind sehr vielfältig: So könnt ihr im Kleider- und Sachspendenlager oder bei der Lebensmittelausgabe mithelfen, aber auch direkt Betroffene beim Umzug in eine eigene Wohnung unterstützen. Außerdem könnt ihr im Bildungsbereich tätig werden und im Bildungszentrum in der Inzersdorferstraße Deutschkurse geben sowie Kinder und Jugendliche durch Nachhilfe in der Schule unterstützen. Weitere Tätigkeiten und Informationen findet ihr auf der Website.
>> Mehr lesen: Ute Bock Haus: Vermächtnis einer Bockigen
Seebrücke Wien
Die Seebrücke Wien ist Teil der internationalen Seebrücke-Bewegung und setzt sich für sichere Fluchtrouten, Bewegungsfreiheit für alle Menschen und gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung ein. So hat die Seebrücke 2019 die Kampagne „Sichere Häfen“ gestartet, mit der Städte Widerstand zeigen und sich selbst als „sicheren Hafen“ für Geflüchtete bezeichnen. „Sichere Häfen“ sind Kommunen, die sich für die Aufnahme geflüchteter Menschen stark machen und sich mit Menschen auf der Flucht und in der Seenotrettung solidarisieren.
309 Städte weltweit zählen schon dazu, Wien bislang nicht. Und genau dies will die Seebrücke Wien ändern. Alle zwei Wochen treffen sich die Unterstützer*innen dafür gemeinsam im Plenum. Falls ihr Teil der Bewegung werden und euch engagieren wollt, könnt ihr die Seebrücke Wien entweder per Mail oder Social Media kontaktieren.
FREI.Spiel
Sozioökonomische Unterschiede sind ein großes Problem unserer Gesellschaft und zeigen sich schon früh: Kinder aus benachteiligten Verhältnissen haben nicht die gleichen Chancen auf Bildung und Erfolg wie ihre Mitschüler*innen aus privilegierteren Schichten und sind deshalb beim Berufseinstieg und im späteren Leben benachteiligt. Der Verein FREI.Spiel hat sich vorgenommen, dies zu ändern und betroffene Kinder durch Lernförderung in der Schule oder aber auch im Hort zu unterstützen. Diese Lernförderungen werden von ehrenamtlichen Helfer*innen, sogenannten FREI.Spieler*innen, übernommen. Ihr könnt euch selbst aussuchen, ob ihr FREI.Spieler*in im Hort oder in der Schule werden möchtet.
In den Hort gehen Freiwillige einen Nachmittag pro Woche für zwei bis vier Stunden und unterstützen die Kinder, wo sie es benötigen. In die Schule gehen FREI.Spieler*innen ebenfalls einmal die Woche vormittags und unterstützen in Zusammenarbeit mit der Lehrer*in jene Kinder, die Lern- und Verständnisschwierigkeiten haben. Um Freispieler*in werden zu können, müsst ihr euch per Kontaktformular an die Organisation wenden. Nach einem Erstgespräch benötigt die Organisation noch einen Strafregisterauszug von euch und ihr müsst vor eurem ersten Einsatz einmalig einen Einführungsworkshop absolvieren. Im weiteren Verlauf eurer Arbeit als Freispieler*in bietet FREI.Spiel weitere Angebote zur Weiterbildung an.
Younus (ehemals Big Brothers Big Sisters)
Als Mentor*in könnt ihr auch beim Mentoring-Netzwerk Younus (ehemals Big Brothers Big Sisters) aktiv werden. Younus verfolgt das Ziel, durch 1:1 Mentoring Eltern, Jugendliche und Kinder, die in schwierigen Verhältnissen leben, zu unterstützen und so mehr Chancengerechtigkeit in Österreich zu schaffen. Die Initiative hat verschiedene Programme, bei denen ihr als Mentor*in aktiv werden könnt: entweder für ein Kind, für eine*n Jugendliche*n oder für einen Elternteil.
Wenn ihr ein Kind unterstützen wollt, verbringt ihr mindestens ein halbes Jahr Zeit mit ihm und erhaltet dabei selbst ebenfalls Support. Wenn ihr einem Elternteil helfen wollt, könnt ihr als Mutter oder Vater für mindestens ein Jahr eine Person unterstützen. Ihr könnt euch aber auch für Praktikumsplätze bewerben und generell Erfahrungen im sozialen Bereich sammeln.
Sindbad
Ein ganz ähnliches Konzept verfolgt das Social Business Sindbad: Es vermittelt junge Studierende und Berufstätige zwischen 20 und 35 Jahren für zwölf Monate als Mentor*innen an 13- bis 19-Jährige Schüler*innen. Online könnt ihr euch ganz einfach über das Kontaktformular als Mentor*innen bewerben, danach gibt es eine Infosession, ein persönliches Boardinggespräch und einen Erwartungscheck und Abgleich eures Lebenslaufs. Außerdem braucht ihr auch hier eine einwandfreie Strafregisterbescheinigung.
Wenn alles passt, geht’s auch schon los: Im Speeddating-Stil sprecht ihr mit verschiedenen Mentees und umgekehrt. Danach gibt jede*r seine*ihre Favorit*innen an und Sindbad stellt die Matches her. Zeitlich solltet ihr Treffen von einer bis drei Stunden im zweiwöchigen Rhythmus einplanen, während der Schulferien gibt es keine Mentorings.
Kochen für die Einrichtungen der Caritas
Die Caritas engagiert sich nahezu in allen sozialen Bereichen und hat daher auch vielfältigen Bedarf an ehrenamtlichen Helfer*innen. So werden immer wieder Kochbegeisterte gesucht, die die Kochgruppe in der Gruft, im Haus Miriam oder im Suppenbus Canisibus unterstützen. Die Gruft ist die bekannteste Obdachlosenunterkunft in Wien und hilft seit 30 Jahren obdachlosen Menschen. Die Sozialarbeiter*innen dort sind täglich draußen unterwegs, verteilen Schlafsäcke und beraten Menschen auf der Straße. Dabei gehen sie auch Hinweisen nach, die sie über das Kältetelefon erhalten haben. Falls ihr also den Schlafplatz eines obdachlosen Menschen bemerkt und schnell helfen möchtet, ruft am besten das Kältetelefon an unter der Nummer: 01 480 45 53.
Auch im Haus Kim der Caritas, in dem wohnungslose Frauen* einen Wohnplatz finden, sucht man immer wieder nach freiwilligen Kochgruppen, die das Abendessen für die Bewohnerinnen zubereiten. Wir waren vor einiger Zeit selbst vor Ort, als das Haus noch als „Haus Miriam“ bekannt war und haben für die etwa 15 Frauen* (im Haus lebten zu dieser Zeit 36 Frauen*, aber nicht alle Bewohnerinnen nehmen am Abendessen teil) verschiedene Pizza-Sorten, Salat und Nachspeisen zubereitet. Am besten, ihr trommelt drei oder vier Freund*innen oder Kolleg*innen zusammen und meldet euch beim Haus Kim. Das Abendessen startet um 18 Uhr und ihr seid selbst für Menüplanung, Einkaufen, Zubereitung und Servieren zuständig.
Der Canisibus ist ein Suppenbus, der jeden Tag zur selben Zeit an verschiedenen Standorten Menschen mit einer heißen Suppe und Brot versorgt. Abgesehen von Obdachlosenhilfe gibt es bei der Caritas aber auch zahlreiche Möglichkeiten, Geflüchteten oder Senior*innen im Alltag zu helfen. Auf der Website findet ihr die Freiwilligenbörse und könnt euch durchklicken. Als Dankeschön gibt es von der Caritas für Ehrenamtliche übrigens mehr als 400 Wertschätzungsangebote von Workshops über gratis Kino-Eintritte bis hin zu Einkaufsvorteilen in der Gastronomie.
Volkshilfe
Wer in Wien wohnt, ist beim Flanieren bestimmt schon mal an einem der fünf Volkshilfe Secondhand Shops vorbeigekommen. Dass die Volkshilfe aber eine Organisation ist, die sich in den verschiedensten Bereichen engagiert, wissen nur die wenigsten. Dabei reicht das Engagement der Volkshilfe von der Obdachlosen- und Behindertenhilfe über die Unterstützung von Senior*innen bis hin zum Beratungszentrum für Sexarbeit, das wir ebenfalls besucht haben. Dementsprechend vielfältig ist auch hier der Bedarf an Freiwilligenarbeit.
Auf der Website findet ihr Informationen zu Projekten, für die derzeit dringend ehrenamtliche Hände benötigt werden. Alternativ dazu könnt ihr euch auch bei einem Info-Abend, der einmal im Monat stattfindet, informieren.
Integrationshaus
Das Integrationshaus im 2. Bezirk ist seit 1995 ein Schutzort für besonders traumatisierte geflüchtete Menschen. Es bietet Möglichkeiten zur Betreuung, Bildung, Beratung sowie zur Unterbringung von Geflüchteten. Unverzichtbar für die Arbeit des Integrationshauses sind die rund 200 freiwilligen Helfer*innen, die das Projekt derzeit unterstützen. Ehrenamtlich aktiv werden kann man beispielsweise als Buddy in der Beratungsstelle oder psychosozialen Betreuung oder auch als Mitarbeiter*in in der Rechtsabteilung.
Buddys sind Vertrauenspersonen, die den Geflüchteten im Alltag oder auch beim Spracherwerb unterstützen. Bevor ihr als Buddy arbeiten könnt, müsst ihr allerdings eine Ausbildung, den Buddy-Kurs, absolvieren. Die Buddy-Schulung dauert etwa vier Wochen und beinhaltet fünf Termine. Als Mitarbeiter*in in der Rechtsabteilung solltet ihr entweder Jus studieren oder das Studium bereits abgeschlossen haben. Es gibt allerdings auch einige Angebote, die ganz ohne Vorerfahrung oder Ausbildung möglich sind, beispielsweise ehrenamtliche Tätigkeiten als Lernunterstützer*innen oder Mitarbeiter*innen bei Veranstaltungen.
Obdach Wien
Obdach- und Wohnungslosigkeit ist keine Endstation. So lautet das Versprechen von Obdach Wien, einem Tochterunternehmen des Fonds Soziales Wien. Die Einrichtung gibt Menschen vorübergehend eine Unterkunft und begleitet sie auf ihrem Weg von der Straße zurück in eine eigene Wohnung. Dafür sind die Sozialarbeiter*innen von Obdach Wien das ganze Jahr über auf den Straßen der Stadt unterwegs und unterstützen Menschen, die derzeit ohne Dach über dem Kopf leben. Die Einrichtung freut sich immer über helfende Hände. Ehrenamtliche können sich engagieren, indem sie als sogenannte Freiwillige Profis, Freiwillige Tutor*innen oder Freiwillige Kreative mithelfen.
Freiwillige Profis vermitteln den Menschen bei Obdach Wien ihre beruflichen Fähigkeiten weiter: Derzeit werden beispielsweise Friseur*innen und Fotograf*innen gesucht. Freiwillige Tutor*innen unterstützen, indem sie bei Übersetzungen helfen oder Nachhilfe in Mathematik oder Deutsch geben. Freiwillige Kreativekönnen ihren Beitrag leisten, indem sie Menschen bei Obdach Wien eine Freude machen, etwa mit Musikunterricht oder Sportangeboten. Wenn ihr bei Obdach Wien aktiv werden möchtet, könnt ihr euch entweder telefonisch oder per Mail direkt an die Organisation wenden.
VinziRast
Bestimmt seid ihr auch schon mal mit der Bim beim Restaurant mittendrin von VinziRast an der Währinger Straße vorbeigefahren. Manchen war dabei vielleicht gar nicht bewusst, dass VinziRast eine gemeinnützige und unabhängige Organisation ist, die sich seit 2003 für Obdachlose in Wien einsetzt. In acht verschiedenen Projekten unterstützt VinziRast Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben, indem sie ihnen Wohnraum, Notschlafplätze und Arbeit bietet. Dazu zählt auch das Projekt Mittendrin, ein soziales Wohnprojekt, in dem Geflüchtete, obdachlose Menschen und auch Student*innen leben. Mittendrinist außerdem ein Restaurant, in dem ehemals obdachlose Menschen gemeinsam mit Ehrenamtlichen arbeiten.
In allen acht Projekten von VinziRast werden freiwillige Hände dringend gebraucht: Ihr könnt in der Küche oder im Service aktiv werden oder die Notschlafstelle unterstützen. Derzeit sucht VinziRast zum Beispiel ehrenamtliche Frühaufsteher*innen, die das Frühstück in den Notschlafstellen zubereiten.