7 Dinge, die ihr über den 12. Bezirk noch nicht wusstet
„Nächste Station/Next Stop: Bahnhof Meidling“, hört man die U-Bahn-Stimme sagen, steigt aus und setzt sich in den nächsten Zug für ein Wochenende auf dem Land oder einen Trip in die nächstgelegene Stadt. Der zweitbekannteste Bahnhof Wiens ist wohl für viele das Prominenteste, das sie mit Meidling verbinden. Doch der 12. Wiener Gemeindebezirk hat noch viele andere spannende Geschichten zu bieten.
Meidling gehört zu Wien, sowie der Kartoffelsalat zum Schnitzel. Der Arbeiterbezirk ist geprägt von Gemeindebauten, traditionellen Wiener Beisln, aber auch einer sich immer stärker entwickelnden Hipster-Szene und ist aus unserer Lieblingsstadt nicht wegzudenken. In den vergangenen Jahren zog es immer mehr junge Leute, vor allem auch viele Student*innen-WGs, in den Zwölften, da der Bezirk durch seine gute Verkehrsanbindung und akzeptablen Mietpreise die perfekte studentische Wohnumgebung bietet. Wir verraten euch, mit welchen geschichtlichen und kulturellen Anekdoten die fünf Bezirksteile Altmannsdorf, Hetzendorf, Obermeidling, Untermeidling und Gaudenzdorf aufwarten.
Das Meidlinger L
Der wohl berühmteste Konsonant im ganzen 12. Bezirk ist das Meidlinger L. Allerdings wissen nur die Wenigsten, wie es zu diesem Phänomen kam. Sprachwissenschaftlich gesehen ist die besondere Betonung des L darauf zurückzuführen, dass der Dialekt der Arbeiter*innen das L oftmals ganz weggelassen hat und man es daraufhin beim Versuch, die Hochsprache zu sprechen, besonders betont hat. Beim originalen Meidlinger L ist die Zungenspitze ein Stück weiter nach hinten gebogen als bei einem gewöhnlichen L. Natürlich wird der Konsonant auch in anderen Bezirken teilweise so gesprochen, aber im Wort Meidling ist das L nun mal besonders präsent und so wird das prägnante L seit geraumer Zeit dem 12. Bezirk zugeschrieben.
Georg Danzer
Der österreichische Kultmusiker und ehemaliges Mitglied der Band „Austria 3“ Georg Danzer wurde 1946 in Wien geboren und verbrachte seine Kindheit in Meidling. Seine Familie wohnte im Bezirksteil Gaudenzdorf und er selbst sagte einmal in einem TV-Interview „Das Podium meiner Kindheit war der Gaudenzdorfer Gürtel.“ Natürlich ging die Kindheit im Zwölften auch nicht spurlos an Danzers Musik vorbei und so widmete er das Lied „Gaudenzdorfer Gürtel 47“ seinem Meidlinger Elternhaus. Danzer verstarb im Jahr 2007 an Krebs.
Die kleinste Konditorei Wiens am Meidlinger Markt
Der kleine Markt im 12. Bezirk an der U6-Station Niederhofstraße durchlebte in den vergangenen Jahren einen regelrechten Hype. Viele neue und hippe Lokale haben sich zu den klassischen Marktstandln dazugesellt. Neben hübsch eingerichteten Feinkostläden findet sich beispielsweise auch das Haubenlokal Wirtschaft am Markt oder die Marktbar hier. Ein weiteres Highlight am Meidlinger Markt ist die Konditorei Hüftgold. Angeblich ist sie die kleinste Konditorei in ganz Wien, auch wenn das nicht 100-prozentig belegt ist. Bei Hüftgold gibt es jedenfalls eine große Auswahl an köstlichen selbstgebackenen Mehlspeisen zum Mitnehmen. Man kann es sich aber auch direkt im dazugehörigen Café Ignaz & Rosalia gemütlich machen und sich dort einen Kaffee und ein großes Stück Kuchen gönnen.
Stadtbahnstation Meidling Hauptstraße
Die U-Bahn Linie U4 ist auch heute noch bekannt für ihre imposanten Jugendstil-Stationsgebäude, die vom Wiener Architekten Otto Wagner stammen. Ein oft vergessener Fakt ist allerdings, dass früher auch die Station Meidling Hauptstraße ein solches bedeutendes Stationsbauwerk war. Vor dem Abriss im Jahr 1968 war die damalige Stadtbahnstation ein dreigleisiger Verkehrsknotenpunkt, den wir heute der Station Längenfeldgase zuordnen. Obwohl damals viele Menschen gegen den Abriss der wunderschönen Otto-Wagner-Station protestierten, wurde dieser trotzdem durchgeführt. Die Zeitungen berichteten im Jahr 1967, dass das Gebäude Platz für eine neue Stadtautobahn schaffen muss, doch diese wurde, wie wir wissen, bis heute nicht umgesetzt.
Meidlings ausgeprägte Kinoszene
Ab dem Jahr 1910 eröffnete im 12. Bezirk eine Vielzahl an unterschiedlichen Kinos wie das Altmannsdorfer Kino, die Meidlinger Lichtspiele oder das Philadelphia Kino, von denen heute bedauerlicherweise keine Spur mehr ist. Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Schönbrunner Schlosskino, das 1.060 Personen gleichzeitig den Kinobesuch ermöglichte und damit in den 50er Jahren zu den größten Kinos Wien zählte. Derartig vollgefüllte Kinosäle können wir uns heutzutage kaum mehr ausmalen. 50 Jahre nach seiner Eröffnung im Jahr 1972 wurde das Kino dann zu einem Möbelhaus umgebaut. Das Gaudenzdorfer Kino, liebevoll „Gaudschi“ genannt“, hatte nur Platz für ein relativ kleines Publikum, was vermutlich daran lag, dass es sich im Keller eines Wohnhauses befand. Trotz der geringen Ausstattung erfreute es sich über einige Stammgäste, die die Einrichtung über Wasser hielten. Das damalige Kino ist heute ein Reisebüro.
Tivoli
Neben der Kinoszene konnten sich die damaligen Bewohner*innen des Zwölften auch noch auf eine andere Art und Weise ihre Freizeit vertreiben. Das 1830 eröffnete Vergnügungsetablissement Tivoli bot Rutschbahnen, Jausenstationen und noch viele weitere Attraktionen und wurde vor allem von der gehobenen Schicht frequentiert. Die Besitzer wechselten mehrere Male und um die Jahrhundertwende wurde die Vergnügungsstätte sogar von berühmten Gästen wie Gustav Klimt und Egon Schiele besucht. Nach der langen Zwangspause aufgrund des Zweiten Weltkriegs verkümmerte das Tivoli nach und nach und war bis zum Jahr 1990, nach einem Brandstiftungsvorfall, schließlich völlig abgetragen. Das heutige Meidling verweist etwa mit der Tivoligasse und der Tivolibrücke auf den damals weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannten Vergnügungspark.
Rodeln in der Schwenkgasse
Und jetzt noch ein kleiner Fun Fact zum Schluss: Als die Schneemassen zur damaligen Zeit auch noch Wien erreichten, wurde die Schwenkgasse, die heute parallel zur Grünbergstraße verläuft, jeden Winter zum Rodelgebiet umfunktioniert. Kinder und Erwachsene verbrachten gemeinsam einige lustige Stunden im Freien und genossen das kalte Wetter. Heute steht in der Schwenkgasse zwar noch immer ein Schild mit der Aufschrift „Kein Winterdienst“, aber wie wir wissen, wird dieser in Wien ohnehin nicht mehr allzu häufig benötigt.
Wenn ihr jetzt auch noch andere Wiener Gemeindebezirke besser kennenlernen wollt, schaut euch beispielsweise die Dinge an, die ihr noch nicht über den 11. oder den 20. Bezirk wusstet.