Not to do: Die fünf schlechtesten TripAdvisor Lokale in Wien

Luisa Lutter Vom 15.01.2016

„Die fünf ekligsten Schuppen, die Wien zu bieten hat.“ Mit diesem Auftrag sind wir ins neue Jahr gestartet. Wir sollten tun, was alle, die sich nicht selbst quälen wollen, besser nicht tun. Die schlechtesten Restaurants Wiens testen.Was dabei heraus kam? Lest es hier nach.

Kompliment an Wien. So einfach war das gar nicht. „Kennst du einen Laden, der so richtig ekelhaftes Essen hat?“ fragten wir in den letzten Tagen ziemlich jeden, der uns über den Weg lief. Meist folgte eine lange Denkpause und dann eine Gegenfrage. Schlechtes Preis-Leistungsverhältnis, unfreundliche Bedienung, heruntergekommene Lokation oder grausiges Essen? Schlechte Erfahrungen haben die meisten gemacht, aber keiner ging so weit, ein Restaurant in allen Kategorien schuldig zu sprechen. „Außer die Gräfin am Naschmarkt! Die ist wirklich eine Frechheit!“ – Immerhin schon mal ein Anfang.

Das Durchforsten des Tripadvisor-Ratings von hinten nach vorne ergab ähnliche Ergebnisse. Üble Touristen-Abzocke. Unfreundliche Bedienung. Schlechte Qualität des Essens. Viele Kommentare waren ziemlich vernichtend. Aber reichen zehn schlechte Bewertungen oder der Tipp eines Bekannten um ein Restaurant zum schlimmsten Schuppen Wiens zu küren? Um das herauszufinden, haben wir uns auf fünf vielversprechende Kandidaten geeinigt und diese selbst getestet.

Kuchldragoner

“DER WIDERLICHSTE GASTSTÄTTENAUFENTHALT SEIT JAHREN und das im 1. Bezirk von Wien”. Das klingt vielversprechend. Also hin ins Bermudadreieck um diese Tripadvisor-Aussage zu überprüfen. Laut spärlichen Infos im Internet, sollte das Lokal geöffnet haben. Als ich davor stehe, bin ich mit einer Maus, die über das Kopfsteinplaster rennt, alleine. In einem Fenster brennt Licht, sonst ist alles gespenstisch ruhig und dunkel. Das Menü ist mit Kreide angeschrieben. Öffnungszeiten sind nirgends zu finden. Ich frage einen Streifenpolizisten, ob er mehr weiß. „Zuletzt war’s noch offen“, meint er. „Ich hab aber mal hinten in die Küche geschaut. Das war echt grauslig.“ Ich frage ihn nach ähnlich schlechten Restaurants in der Gegend. „So schlecht wie dieses? Nein, da fällt mir absolut keines ein…“

Mittlerweile ist das Lokal zwar geschlossen, aber die Erinnerungen haben sich so festgesetzt bei uns, dass wir euch diese „Perle“ nicht vorenthalten wollen.

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Also beschließe ich zum nächsten Punkt auf meiner Liste zu fahren und streune über den Naschmarkt. Ich gehe an gut besuchten, schicken Lokalen vorbei und entdecke eine Tafel, auf der mit dem besten Schnitzel Wiens geworben wird. Ich stehe vor dem Naschmarktbeisl. Es ist leer. Schon wieder geschlossen? Die Bedienung, die im Eingang steht, bestätigt mir das Gegenteil und bittet mich hinein.

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Das Bier kommt schnell. Klar, sonst ist auch nichts zu tun. Allerdings ist die Hälfte des Glases mit Schaum gefüllt. Leider ist das nicht schade. Das Bier schmeckt schal.

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Ich bestelle das angepriesene Schnitzel. Auch das kommt schon nach fünf Minuten. Dass es frisch geklopft wird, kann ich über die geschmacklose Pop-Musik hinweg hören. Als das riesige Ding am Tisch steht, überkommt mich aber keine Begeisterung. Das Fleisch ist trocken, teilweise flachsig, der Kartoffelsalat wässrig und schmeckt irgendwie nach Senf. Ich frage nach Preiselbeeren und bekomme um 90 Cent eine Mini-Schale Marmelade.

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Ich mustere die Glaswand zum Shop, der direkt an das Lokal anschließt: Schnapsflascherln und Mozartkugeln. Anschließend bestelle ich Mohr im Hemd, der ist überraschend gut. Endlich kommen drei weitere Gäste. Ihr Mineralwasser bekommen sie in der Plastikflasche. Toilette und Tische bestehen den Sauberkeitscheck, allerdings entdecke ich am Boden benutzte Papierservietten und Zahnstockerpapierchen. Ich zahle die Rechnung von genau 20 Euro und ziehe ein Resumee. Eine Touristenfalle.

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Asiam

Auch hier ist nichts los und die lächelnde Bedienung bittet mich einzutreten. Ich betrachte das ruhende Laufband, auf dem Sushi-Tellerchen stehen und beschließe etwas von der Karte zu bestellen. Ich brauche eine Weile, bis ich mich durch das komplette Angebot gelesen habe und entscheide mich schließlich für die nicht sehr elegant klingende Speise „Reis mit drei Sorten Fleisch“.

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Was nach fünf Minuten kommt ist auch nicht das, was ich so oder so erwartet hätte. Eierreis mit Tiefkühl-Erbsen und Karotten. Darauf kleingeschnittenes Hühner- und Schweinefleisch. Statt der dritten Sorte entdecke ich zwei Garnelen. Ich esse den Reis und sortiere angeschwärzte Stückchen aus.

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Ich habe das Gefühl, dabei gleich viel Spaß zu haben wie die Goldfische, die in den Aquarien dümpeln, die den Großteil der hässlichen Deko ausmachen. Erwähnenswert sind noch die psychedelischen Landschaftsbilder, die sich bewegen, wenn man den Blickwinkel ändert.

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Als Dessert versuche ich es mit gemischten gebackenen Früchten. Das Teuerste daran sind vermutlich die Cashewnüsse, die darüber gestreut sind. Die Früchte sind je zwei Stück Banane sowie Pfirsiche und Ananas aus der Dose.

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Als ich die Toilette inspiziere, in der die Farbe von der Wand abblättert, werfe ich einen Blick durch eine offene Türe, auf der „Küche“ steht. Im Grunde ist es ein Lagerraum, bei dessen Anblick sich mir fast der Magen umdreht. Ich zahle den horrenden Preis von 17,70 Euro mit Karte, um neben dem Bierzettel auch noch einen gedruckten Kundenbeleg zu bekommen und verschwinde.

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Gräfin am Naschmarkt

Kein Lokal kommt so schlecht weg wie dieses bei Tripadvisor. Die Kritiken sind durchweg furchtbar und man liest von Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und das sogar ein Tripadvisor-Stern (die niedrigste Bewertungsmöglichkeit) zu viel für dieses Lokal sei. Na dann, hinein mit uns! Es wird jazzige Musik gespielt als ich eintrete, überall stehen brennende Kerzen auf den Tischen, die Atmosphäre schwingt zwischen kitschig und gemütlich. Soweit so gut. Nur sehe ich nirgends einen anderen Gast.

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Der junge Kellner bittet mich an einen Tisch am Fenster. Bevor die Karte kommt wird mir ein Punsch angeboten. Doch da ich die Kommentare auf TripAdvisor las, weiß ich, dass das Getränk mindestens 6€ kostet und lehne dankend ab. Der Blick in die Speisekarte lässt mich schlucken – allein bei den Getränken schon. Ein Glas Tee kostet 5,90€, Bier (0,5l) 8,80€, einen Rumtopf bekommt man für 13,90€. – Entscheide mich dann für Tafelwasser. Die Karte ist komplett mit der Hand geschrieben und Preise hin und wieder durchgestrichen und Neue darüber gekritzelt. Zu Essen bestelle ich einen Backhendlsalat und ein Winzergröstl, beides von der „Saison/Tageskarte“ um 8,80, da alle anderen Gerichte für mich zu teuer sind. Während ich auf das Essen warte, inspiziere ich mein Glas sowie die Salz und Pfefferstreuer: Ersteres hat Schmutz am Rand und Zweiteres fasse ich nur ein einziges Mal an, so schmierig sind sie, genauso wie die Speisekarte.

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Dafür sind die Tischtücher sauber und es liegt sogar ein Stapel frischer  Tischdecken bereit. Dann kommt auch schon nach ca. 20 Minuten das Essen: Es ist nichts Besonderes und schmeckt auch genauso. Fade und langweilig. Tiefkühlkost gemischt mit zu viel Öl und Fett.

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Sagte ich zu viel Öl? Der Hauptgang hat es dann erst richtig in sich! Was ich auf dem Teller habe, grenzt an einen Scherz. Die Hähnchenstücke sind so klein und sparsam drapiert, dass ich sie an einer Hand abzählen kann. Irgendwann erhasche ich sogar mal ein Stück Knödel, aber es blieb das einzige Mal.

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Es gesellen sich noch zwei weitere Paare in das Lokal, eines ordert gleich einen Sekt – sie wissen noch nicht, was ihnen nachher auf der Rechnung blüht. Prophylaktisch gehe ich nochmal zur Toilette . Auf dem Weg dahin sehe ich einen kleinen Hund, der scheinbar zum Inventar gehört und fleißig auf einem der roten Sitzecken seine Mahlzeit zu sich nimmt, von einem Teller, der auch meiner hätte sein können. Die Reste fallen links und rechts auf das Polster. Ich gehe weiter und biege zur Toilette ab – und bin sprachlos! Ich habe mit vielem gerechnet nur nicht damit. Im Waschbecken klebt Erbrochenes. Ich gehe näher ran und versuche es  mit dem Wasserhahn wegzuspülen, erfolglos, denn es ist bereits getrocknet und klebt bombenfest am Becken. Dann erst sehe ich auch die Spur am Boden. Jemand hat es wohl nicht mehr rechtzeitig auf das Klo geschafft und sich einfach davor schon übergeben. Mehr Details an Fotomaterial erspare ich den Lesern an dieser Stelle:

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Mir wird daraufhin selber etwas komisch in der Magengegend, ich zahle und verlasse zum ersten und letzten Mal das Restaurant.

Zum Basilisken

Das Lokal führt mich in den 1. Bezirk und ich bin wirklich neugierig, denn bei Tripadvisor scheiden sich die Geister daran. Es gibt ebenso viele positive Bewertungen wie negative. Als ich ankomme, bin ich erstmal alleine. Die Bedienung ist eine nette, ältere Dame, die mich darauf aufmerksam macht, dass es einen Raucher -und Nichtraucherbreich gibt. Allerdings frage ich mich, welche unsichtbare Barriere die beiden Bereiche trennt, denn es ist ein fließender Übergang. Ich setzte mich in die optisch schönere Ecke (Nichtraucherbereich), welche auch außerhalb der Sichtweite des Tresens ist. Der Ribiselwein kommt schnell und schmeckt normal. Schön ist, dass dazu ein Glas Wasser mitgeliefert wird.

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Überhaupt wirkt das Lokal gut gepflegt und ansprechend. Ich bin neugierig auf das Essen und bestelle einen spinatgefüllten Palatschinken mit Käse überbacken. Da ich nur  25€ dabei habe und gern noch ein Dessert bestellen möchte, muss ich schon gleich zu Beginn anfangen zu rechnen, denn die Speisen sind sehr teuer und alleine ein Appetizer der Sorte Tomate, Mozzarella und Basilikum kostet 8,50€.

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Auch über die kitschige Musik im Weihnachtsverschnitt in der andauernd irgendwas mit „Angels“ gesungen wird und Chöre theatralisch „ahhh“ und „ohh“ singen, höre ich an dem lauten Piepsen der Mikrowelle, dass mein Essen fertig ist. Pünktlich als ich mein Essen auf den Tisch bekomme, beginnt eine Geschirrspülmaschine zu brummen. Das Essen ist zu heiß, um es direkt zu kosten. Als meine Kerze runterbrennt wird sofort eine neue gebracht. Aufmerksam ist die Kellnerin. Allerdings bin ich auch immernoch ihr einziger Kunde. Dann der erste Bissen und das Gemisch aus matschigem Käse, Ekelspinat und wabbeligen Palatschinken macht sich in meinem Mund breit und lässt sich geschmacklich  kaum in Worte fassen. Ich entscheide recht schnell, nur die Palatschinken zu essen und den widerlichsten Spinat seit langem und die Billigladung Käse so gut es geht nicht zu beachten. Die Sauce lasse ich zudem unangetastet.

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Beim Abräumen schaut die Kellnerin auf meinen halbvollen Teller und fragt, ob es geschmeckt hat. Ich sage nichts, sie lächelt und geht. Die Dessertkarte verheißt Gaumenfreude: Vom Kaiserschmarren über Apfel -und Milchrahmstrudel ist alles dabei und ich entscheide mich für den Milchrahmstrudel. Wieder kündigt die Mikrowelle mit lautem Getöse an, dass mein Essen wohl gleich auf dem Tisch steht. Wieder ist es zu heiß und ich verbrenne mir trotz Wartens den Mund.

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Ich finde ganze drei Rosinen im Strudel und auch sonst lässt er wenig Begeisterung aufkommen. Die Vanillesauce leuchtet sehr grell in meinen Augen und schmeckt etwas säuerlich. Gehört das so? Nach ein paar Minuten des Stocherns beschließe ich, es einfach sein zu lassen und gebe ihn komplett zurück. Am Ende liegt eine stolze Rechnung von 23,10€ auf dem Tisch und ich gehe mit einem größeren Hungergefühl als ich gekommen bin. Mein Resümee: Nicht noch einmal, was ich sogar irgendwie schade finde, denn das Lokal ist sehr gemütlich, aber das Essen geht gar nicht.


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