Unser Senf: Warum wir uns während der Isolation nicht selbst die Haare schneiden sollten

Weil ein bisschen Würze im Leben nie schaden kann, geben wir euch mit dieser Kolumne regelmäßig unseren Senf dazu: Wir erzählen euch, was uns beschäftigt, was uns nervt und was uns zum hysterischen Lachen bringt. Eure Käsekrainer könnt ihr zwar nicht darin eintunken, aber dafür ist unser Senf auch gratis. Dieses Mal warnt unsere Redakteurin vor DIY-Experimenten mit den eigenen Frisuren.

Magdalena Mösenlechner Aktualisiert am 27.04.2020
(c) free to use sounds | Unsplash

Geschlossene Friseurläden, dennoch wachsendes Haar und viel Zeit zu Hause. Nur eine Frage der Zeit also, bis wir aus dieser Situation heraus irgendwann selbst zur Schere greifen. Dabei kann so einiges schiefgehen. Haare wachsen zwar nach, aber das dauert und dauert. Auch wenn uns das Selbst-Styling wie eine gute Idee vorkommt, ist es das in den meisten Fällen nicht. Denn warum wir als Laien definitiv die Finger von unseren heißgeliebten Strähnen lassen sollten, und was die Konsequenzen vom Quarantäne-Cut sein können, davon kann ich leider aus eigener Erfahrung ein Liedchen singen.

Von lang auf kurz – selfmade

Draußen wird es wieder wärmer, und warum sollte ich es nicht mal mit einem Longbob versuchen? Kurzerhand fixierte ich meine Haare also in zwei Schwanzerln und schnipp, schnapp, ab. Wer Glück hat, ist mit dem Resultat zufrieden. Meistens stellt sich das Angleichen der Seiten jedoch als schwieriger heraus als gedacht. Hier noch ein bisserl mehr – ups, jetzt ist es wieder kürzer als links. Nochmal ein bisserl… Irgendwann ähnelt der Schnitt plötzlich eher Prinz Eisenherz als Jennifer Aniston. Und auch das Stufenschneiden kommt etwas komplexer daher als gedacht. Ungünstig, denn die Mützen- und Hauben-Saison ist für dieses Jahr definitiv schon vorbei. Vielleicht erleichtert ein missglückter Schnitt aber auch das Social Distancing. Ab einem gewissen Punkt hilft definitiv nur noch eines: Schulterzucken, Lachen, Weitermachen.

Beziehungsprobe vom feinsten

Denn eins steht fest: Das Meiste wächst sich aus und jeder kesse Boxer-Schnitt wird nach wenigen Wochen zum Wuschelkopf. Wenn das Experiment beim ersten Mal vielleicht kläglich missglückt ist, wendet man sich nun also an den Partner oder die Partnerin und drückt den Spontanverantwortlichen blauäugig die Haarschneide-Maschine in die Hand. Wahlweise können natürlich auch ein Elternteil oder sonstige Mitwohnende dafür herhalten. Nur die Seiten etwas kürzen und den Nacken ausrasieren. Sollte kein Problem sein, oder? Von wegen! Was als harmloses Spaßprojekt begann, kann zur erbitterten Haarspalterei ausarten, die Freundschaft oder Beziehung schnell auf eine harte Probe stellt – sowohl für die Geschädigten als auch für die, die diesen Haarschaden jetzt die nächsten Wochen täglich vor Augen haben.

Da braucht man nur den Rasier-Aufsatz plötzlich fünf Millimeter kürzer einstellen, als er sein sollte, und schon folgt quälende Stille, ein leises, scharfes Einsaugen von Luft und ein entschuldigendes „Hoppala, das kann ich sicher noch angleichen…“ – ja, ich spreche auch hier aus Erfahrung. Das Haarschneide-Opfer erwacht in diesem Moment aus seinem Zustand des blinden Vertrauens, fängt an, sich Richtung Spiegel zu winden und versucht, das leidige Ergebnis zu verdauen. Da sind Konflikte vorprogrammiert. Und so sehr ich auch versuchte, meinen Freund zu überzeugen, dass der asymmetrische Look jetzt total in ist – er wird mir wohl nie wieder so vertrauen wie davor. Auch Kurzhaarschnitte sind für Laien eben nicht so einfach zu meistern, wie man meinen könnte.

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Der Langeweile-Pony

„Denkst du, Stirnfransen könnten mir stehen?“ Ein schicksalhafter Satz. Denn ist diese Frage erst mal gestellt, kommt es gar nicht mehr auf die Antwort an. Die Entscheidung wurde gefällt, ein Pony soll es sein. Haben wir von unserem 13-jährigen Ich, das sich im Kinderzimmer mit der Bastelschere einen viel zu kurzen Pony verpasst hat, überhaupt nichts gelernt? Unser Instagram-Feed ist derzeit auch voll von selbstgeschnittenen Quarantäne-Fransen. Also warum nicht auch selber zur Schere greifen, sieht es doch bei den anderen auch so einfach und außerdem auch noch so gut aus? Falsch gedacht, denn gerade ein Pony passt nur zu ganz bestimmten Gesichtsformen.

Außerdem sind Haare wohlgemerkt elastisch, und wer sie frontal vors Gesicht zieht, um sie abzuschneiden, endet meist mit einem Pony, der schon am halben Weg zu den Augenbrauen halt macht. Und natürlich sieht es online gut aus, denn die meisten, die ihre Ergebnisse posten, tun das, weil sie gut gelungen sind. Mit den schiefen, frontal abstehenden Ponyfransen wird eher hinterm Berg gehalten. Sich selbst einen Pony zu verpassen, zählt aber noch zu den kleineren Sünden. Notfalls werden die misslungenen Strähnen ein paar Wochen mit Haarspangen fixiert, und auch dann heißt es ganz einfach: rauswachsen lassen. Aber auch dieses Leid muss nicht unbedingt sein, könnte man doch einfach die Schere wieder hinlegen, und ganz langsam den Raum verlassen.

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Typ-Veränderung mit fünf-Euro-Farben

Ab und an will man etwas Abwechslung in den Alltag bringen. Unter normalen Umständen greifen viele hier zu Outfits, die schon länger nicht getragen wurden. Da wir momentan aber die meiste Zeit zu Hause verbringen und man fast niemandem begegnet, ist der Jogginghose-Oversized-Shirt-Look eher unsere Standard-Aufmachung in dieser Zeit. Man macht sich seltener zurecht und läuft jeden Tag an ein und demselben Spiegelbild vorbei. Verständlich also, wenn man sich Veränderung wünscht. Abgesehen davon ist es ja generell altbewährte Bewältigungsstrategie, bei Krisen wie Trennungen zur Schere oder zum Farbtiegel zu greifen. Auch hier muss ich zugeben: Schuldig im Sinne der Anklage. Und irgendwie ist die derzeitige Situation auch verlockend. Warum nicht jetzt etwas Neues ausprobieren? Es sieht ja eh keiner, oder?

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Naja, so ganz richtig ist das eben nicht. Mit der Farbe aus dem Drogeriemarkt ist das immer so eine Sache. Selten sieht das Endergebnis aus wie das Bild auf der Packung und beweist so wieder einmal, das Haar-Stylist und Haar-Stylistin nicht ohne Grund ein Lehrberuf ist. Beim permanenten Färben mit Drogerieprodukten sollte man übrigens nicht vergessen, dass diese die Haarstruktur anders angreifen als die Farbe von einem professionellen Friseur oder einer professionellen Friseurin. Im Nachhinein kann auch vom Profi nicht immer alles gerettet werden, da Billigfarben oft sehr aggressiv sind. Hier spricht nun kurz die gelernte Visagistin aus mir: Finger weg von Blondierungen zu Hause! Aus dunkelbraunem Haar wird nun mal nicht innerhalb weniger Stunden ein silbrig-blonder Traum, schon gar nicht, wenn ihr davor bereits mal Farbe drin hattet. Kahle Stellen, gummi-artiges Gestrüpp und kurze Stoppeln können schnell das Ende vom Lied sein.

Also haltet euch beim Tönen lieber an möglichst auswaschbare und semi-permanente Farben. Gerade wenn ihr es etwa bunter wollt, sind die Directions von La Roché, Colovista Washout von L’Oréal oder Colour Refresh von Maria Nila zu empfehlen. So erspart ihr euch und euren zukünftigen Stylisten und Stylistinnen eine Menge Ärger. Falls gar nichts mehr zu retten ist, dann zieht einfach den Britney-Spears-Look von 2007 durch. Wann, wenn nicht jetzt?

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Been there, done that

Wie man das alles hätte verhindern können? Ganz einfach: Lasst eure Haare in Ruhe. In der Isolation kann man so einige Dinge von zu Hause aus machen, aber der Haarschnitt oder das Umstyling gehören nicht unbedingt dazu. Klar, manche kriegen es auch zu Hause halbwegs vernünftig hin, aber die meisten eben nicht. Ich bin da keine Ausnahme. Von Streifenhörnchen-ähnlichen Highlights über verschnittene dunkle Emo-Fransen und dem viel zu kurzen Pony bis hin zum missglückten, schiefen Stufenschnitt: Ich habe sie alle durch. Die Bilder aus dieser pubertären Selbst-Styling-Phase erspare ich euch an dieser Stelle, weil sie schlichtweg nicht zu ertragen sind. Was hätte ich mir und meiner Friseurin an Traumata erspart, wenn ich dem Langeweile-Impuls nicht so oft nachgegeben hätte.

Trotz der gut gemeinten Ratschläge in vorigen Absätzen, muss ich allerdings zugeben, dass man eben nicht immer rational handelt, was Frisuren und Krisensituationen angeht. Kurz bevor ich diese Zeilen schrieb, färbte ich die Haare meines Freundes lila. Und das, obwohl die zwei leidigen Haarschnitte vorab schon relativ nervenaufreibend verliefen. Mal sehen, ob unsere Beziehung auch jetzt noch 2020 übersteht.

Vielleicht lerne ich jetzt endlich aus diesen Erfahrungen. Oder vielleicht lernt wenigstens jemand von euch aus meinen verheerenden  Fehltritten in der Haarwelt. Falls nicht, dann schreibt mir gerne, und wir treffen uns nach Corona, um uns gegenseitig zu versichern, dass unsere schiefen Frisuren und fleckigen Färbe-Aktionen nur halb so schlimm sind, wie wir denken.

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Nicht zu vernachlässigen ist außerdem, was die aktuelle Isolation mit unserem Sexleben macht. Was ihr zu Hause sonst noch alles machen könnt, außer euch umzustylen, verraten wir euch am Blog.

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