Corona-Virus: Wie ihr mit der Nachbarschaftschallenge ganz einfach helfen könnt

Viktoria Klimpfinger Vom 12.03.2020
Das Corona-Virus hält die Welt seit Wochen in Atem. Die Maßnahmen gegen seine Ausbreitung haben nun auch das soziale Leben in Österreich erheblich verändert. Das bedeutet aber nicht, das soziales Engagement ausbleiben muss – im Gegenteil. Fredi und Andi zeigen, wie man ganz einfach einen Beitrag leisten kann.
Nachbarschaftschallenge

Seit Dienstag hat sich in Österreich einiges verändert: Indoor-Veranstaltungen über 100 Teilnehmenden und Outdoor-Veranstaltungen über 500 Teilnehmenden sind vorerst gestrichen, soziale Kontakte sollten wenn möglich reduziert werden, Unis und Schulen schließen. In Supermärkten decken sich manche verstärkt mit Konserven und anderen haltbaren Lebensmitteln ein, auf den Straßen sieht man jetzt öfter als bisher Menschen mit großen Toilettenpapier-Packungen.

Risikogruppen

Das Corona-Virus hat uns momentan fest im Griff. Gefährdet sind besonders ältere Generationen und Menschen mit Vorerkrankungen, heißt es. Also gilt es, diese Risikogruppen so gut wie möglich vor einer Ansteckung zu schützen. Dass wir in unserer Interaktion aufmerksam und vorsichtig sein müssen, bedeutet aber nicht soziale Abschottung und Kälte.

#Nachbarschaftschallenge

Dass einander helfen trotzdem möglich ist, haben Frederika Ferková und Andreas Berger bewiesen, deren Initiative gestern innerhalb kurzer Zeit viral ging. Da sie selbst nicht zu einer der Risikogruppen gehören, haben sie einen Zettel in ihrem Wohnhaus aufgehängt, auf dem sie anbieten, Menschen über 65 oder mit geschwächtem Immunsystem zu helfen, indem sie Einkäufe und Ähnliches für sie erledigen. Schon mit einer freundlichen und unkomplizierten Geste kann man dazu beitragen, die angespannte Situation für einige Menschen zu entschärfen. Mittlerweile tun es ihnen immer mehr Menschen gleich und posten unter #Nachbarschaftschallenge ihre eigenen Zettel mit ähnlichen Hilfestellungen. Dabei ist es natürlich wichtig, den Kontakt mit den betreffenden Personen auf ein Minimum zu beschränken:

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Hilfe für Alleinerziehende

„Ich persönlich könnte das nicht, den Einkauf abstellen und weggehen“, sagt Frederika dazu. „Aber ich schüttle keine Hände mehr und halte den Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern ein.“ Da sich die Situation gefühlt im Stundentakt ändert, ist es Frederika wichtig, darauf hinzuweisen, dass man die Nachbarschaftschallenge anpassen und ausweiten sollte. Kurz nachdem sie gestern ihren Zettel aufgehängt hat, wurde etwa bekannt, dass mit nächster Woche die Schulen geschlossen werden und auch die Unis und Fachhochschulen bleiben vorerst leer. „Freigestellte Studierende, die keiner Vollzeitarbeit nachgehen, könnten alleinerziehenden Eltern unter die Arme greifen“, sagt sie. Wenn die Großeltern als Betreuungspersonen wegfallen, weil man den engen Kontakt mit ihnen als Risikogruppe vermeiden muss, ist das für viele Eltern ein großes Problem. Möglichkeiten zu helfen gibt es also viele. Daher sollte man die Situation auf jeden Fall aufmerksam im Auge behalten, um Hilfsangebote, wenn nötig, an veränderte Maßnahmen anzupassen.

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Solidarität trotz Anonymität

Gerade der Großstadt wirft man ja gerne ihre Anonymität vor, bekrittelt, dass man quasi Tür an Tür wohnt, ohne sich vielleicht jemals begegnet zu sein. Oft stimmt das ja auch: „Ich weiß leider nicht genau, wo meine älteren Nachbarn wohnen, da wir in Wien schon etwas anonymer leben als auf dem Land“, sagt Frederika. Aber die Nachbarschaftschallenge beweist, dass Solidarität und gegenseitige Hilfeleistung dennoch möglich sind. „Ich finde es ganz wichtig, dass wir jetzt im Grätzl und im Haus enger zusammenwachsen und uns gegenseitig wieder mehr helfen“, sagt sie. „Wir leben in Wien wahrscheinlich alle in Multigenerationenhäusern.“ Ein Vorteil, den man sich zunutze machen sollte.

„Hilfe anzunehmen, ist viel schwieriger, als Hilfe anzubieten“

Bis jetzt wartet Frederika allerdings noch auf Rückmeldung von ihren betreffenden Nachbarinnen und Nachbarn. Neben den vielen unterstützenden Nachrichten und Meldungen, dass andere es ihr gleichtun, hat sie auch das Feedback bekommen, dass die angebotene Hilfe oft nicht angenommen wird. „Hilfe anzunehmen, ist viel schwieriger, als Hilfe anzubieten“, sagt sie. Vielleicht ist man zu stolz dazu, will die Ernsthaftigkeit der Lage nicht wahrhaben oder hat die Initiative bloß noch nicht mitbekommen. Frederika wird sich jedenfalls in nächster Zeit durchs Haus klingeln, sich mal persönlich vorstellen – natürlich mit dem gebotenen Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern – und so die Hemmschwelle, tatsächlich auf ihr Angebot einzugehen, ein wenig senken. Und wer weiß – wenn der Spuk vorbei ist, feiern die unterschiedlichen Generationen ihres Hauses ja vielleicht eine fette Homeparty. Denn wie auf ihrem Zettel steht: „Gemeinsam steht Wien auch eine Pandemie durch <3“.

Ab heute hat die Stadt Wien eine Hotline eingerichtet, unter der Risikogruppen Hilfe erhalten:

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Auch wenn wir soziale Kontakte reduzieren sollten, heißt das nicht, dass wir uns zuhause verbarrikadieren müssen. Probiert stattdessen zum Beispiel einen der Stadtwanderwege aus. Ihr wollt doch lieber zuhause bleiben? Dann arbeitet doch endlich mal eure Lektüreliste ab.

(c) Beitragsbild | Frederika Ferková