Stadtkind vs. Landkind: Die Semesterferien

Viktoria Klimpfinger Vom 07.02.2019
Unsere Redaktion ist so vielfältig wie sie wunderschön ist – das haben objektive, unabhängige Studien ergeben. Daher tummeln sich in der Wiener Burggasse sowohl eingeborene Stadt- als auch „zuagraste“ Landkinder. Und die sind sich nicht immer einig. Weil wir gerne zündeln, fachen wir den Stadt-Land-Battle in dieser Kolumne mit vollem Bewusstsein an. Dieses Mal diskutieren das Stadtkind und das Landkind darüber, wie sie als Kinder ihre Semesterferien erlebt haben.
Semesterferien in Österreich

In der Schule hatten wir nur eine lausige Woche, auf der Uni einen ganzen ausgedehnten Monat. Die Rede ist natürlich von den Semesterferien, die viele Familien in Österreich dazu nutzen, gemeinsam die heimischen Pisten unsicher zu machen. Während sich die Städter, besonders die Wiener, schon aufgeregt auf Schnee in Hülle und Fülle freuen, haben viele Landmenschen das Skigebiet direkt vor der Haustür. Unser Stadtkind hat sich das immer ziemlich cool vorgestellt. Und unser Landkind? Lest am besten selbst.

Viki, das Stadtkind

Als Kind konnte ich die Semesterferien kaum abwarten. Ja, klar, lange musste man zwischen Weihnachten und Ende Jänner eh nicht die Schulbank drücken. Aber bei den Semesterferien ging es mir ja auch nicht um die freie Zeit selbst, sondern um die freie Zeit auf der Piste. Dass meine Mutter am „Freitog auf’d Nocht“, wie Wolfi Ambros singt, die Ski in die Dachbox klemmte, meine Schwester und mich ins Auto verfrachtete und mit uns gen Pistengaudi fuhr, war so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz. Eine Zeit lang war sogar immer das selbe Skigebiet Pflicht – dort kannten wir uns immerhin schon aus und hatten auch unsere Ski-Buddys in jedem Alter. Also: Sayonara, du grauslich graues Wien – wir tauschen dich für eine Woche mit frischer, kalter Winterluft und Tiefschnee-Bogerln.

Na gut, ganz so idyllisch wird es realiter meistens nicht. Tausende Leute auf den Pisten, Tausende Leute in den Hütten – ein guter Prozentsatz davon schon am frühen Nachmittag gut paniert mit Zirbenschnaps. Denen muss man auf der Piste erst mal rechtzeitig ausweichen. Gut, dass meine Mutter mich Jahr für Jahr hartnäckig zum Kinder-Skikurs verpflichtete. Während ich angestrengt vom Skilehrer bespaßt wurde und ständig darauf bedacht war, meinem Vorderkind nicht im Pflug mit 2 km/h hinten draufzudonnern, habe ich euch, liebe Julia, immer beneidet. Die Landkinder. Wie eine menschgewordene Lawine donnerten manche von ihnen an unserem peinlichen Kinderkurs vorbei bergab, in Profi-Skimontur und mit verbogenen Stecken. Majestätisch. Mir ist natürlich klar, dass nicht jedes Landkind automatisch der nächste Marcel Hirscher ist. Aber auch wenn nicht: Es muss trotzdem schön sein, die Piste direkt vor der Haustür zu haben, dachte ich mir immer. Also, liebe Julia, wie leiwand sind sie eigentlich, die Semesterferien am Land? Oder nervt es euch, wenn die Touristen eure geliebten Pisten fluten?

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Julia, das Landkind

Die Semesterferien waren offenbar sowohl bei dir in der Stadt, liebe Viki, als auch bei mir am Land als Schulkind (und später dann Studierende) ein sehr wichtiges Thema. Der kleine Unterschied ist nur: Während du dich in der Stadt eher mit Grau in Grau gehaltenen Häusern und schmutzigen Straßen zufriedengeben musstest, hatten wir den Schnee und die Pisten direkt vor der Haustür. Schon am Zeugnistag sind wir mit den Rodeln auf den Berg raufgekraxelt. Wenn ihr Stadtkinder es dann doch mal in Richtung Winterurlaub geschafft habt, waren wir schon längst bei unserer fünften Runde „Hügerl“ fahren im Wald und dann diejenigen, die euch bei euren Ferien-Ski-Kursen ständig in Schuss-Position überholt haben.

Semesterferien in Österreich
Schnee so weit das Auge reicht: bei mir zu Hause in den Semesterferien

Aber auch so waren die Semesterferien am Land einfach traumhaft. Denn meine besten Freunde wohnten alle direkt um die Ecke und so kam es, dass wir uns täglich getroffen haben. Wir feierten Übernachtungspartys und haben so richtig viel Zeit draußen verbracht. Dabei haben wir Schneeburgen gebaut, sind „Sackerl“ gerutscht und in Schneehaufen gesprungen. Die Belohnung wartete am Abend in Form von Kakao und kuscheligem Sofa, sowie in Form eines Schlafs so tief und fest wie der eines Murmeltiers. So lässt sich für mich Landkind festhalten, dass die Semesterferien bei uns am Land eine einzige große Schneeparty waren, zu der auch später der eine oder andere Jagatee getrunken wurde. Du siehst also, liebe Viki, während ihr noch die Dachboxen mit Skiern befüllt habt, konnte ich schon die dritte Rodel-Runde mit meinen Freunden drehen. Wenn uns die Touristen auf den Pisten zu viel geworden sind, haben wir einfach im Garten alle gemeinsam Schneeburgen gebaut. In diesem Sinne, liebe Viki, nehm’ ich dich gerne mal mit aufs Land und geh’ mit dir Sackerl rutschen.

Noch mehr Stadtkind-Landkind-Diskussionen gefällig? Immer wieder ärgert sich das Landkind etwa über das Stadtkind mit seinem „Ur“. Was den beiden auch immer öfter auffällt: ihre Einstellung zum Grüßen.