Online in die Wiener Museen

Die Museen haben zwar streng genommen geschlossen, aber online sind sie nach wie vor für neugierige Nasen geöffnet. Taucht ein in ihre umfangreichen Sammlungen, entdeckt Objekte, die sonst niemals ausgestellt werden, und lernt Neues über Geschichte, Kunst und Kultur.

Dieser Artikel bezog sich auf die Zeit während des Lockdowns. Aktuell haben die Wiener Museen wieder für euch geöffnet.
Lockdown können wir jetzt schon und auch die Wiener Museen sind dieses Mal noch besser aufgestellt, als im Frühjahr. Wir zeigen euch, über welche Online-Angebote ihr euren Kunst-, Kultur- und Wissenschafts-Hunger derzeit stillen könnt.
Wien Museum
Schon mehrere Jahre lang arbeitet das Wien Museum daran, seine umfangreiche Sammlung online zugänglich zu machen. Im Corona-Jahr zeigt sich, dass sich diese Arbeit sehr bezahlt macht. Über 50.000 Objekte zu verschiedensten Themen sind in der Online-Sammlung abrufbar, von Fotos von Wiener Typen über alte Werbeplakate bis hin zu Gebrauchsgegenständen oder Mode und Schmuck. Auch wer sonst regelmäßig im Wien Museum zu Besuch war, wird Neues entdecken, denn viele der Stücke sind sonst selten bis nie in Ausstellungen zu sehen. Die Bilder sind kostenlos download- und verwendbar. Auf der Website erfahrt ihr, wie ihr das Copyright anzugeben habt. Die beste Nachricht: Die Datenbank wird immer weiter befüllt.

Jüdisches Museum
Jeden Mittwoch 17 Uhr führt die Direktorin des Jüdischen Museums Danielle Spera durch die aktuelle Ausstellung Die Wiener in China, die sich um nach Shanghai ausgewanderte Juden und Jüdinnen dreht. Ihr könnt über Facebook, Twitter, Instagram oder YouTube dabei sein und die Führungen auch später anschauen. Daneben ist das Jüdische Museum Wien seit dem Frühling auch auf Spotify vertreten und führt beispielsweise anhand von Musik durch die Stadt und die Stadtgeschichte – herrlich, um euren Stadtspaziergang zu begleiten. Außerdem könnt ihr online die Ausstellung Unsere Stadt! in zwei Teilen besuchen, die die gesamte jüdische Geschichte in Wien bis heute beleuchtet. Im Online-Schaudepot gibt’s viel zu sehen, von prachtvollen und kunstvollen Kultobjekten, die ehemals etwa in Synagogen und Bethäusern verwendet wurden, über Gebrauchsgegenstände bis hin zu Antisemitika. Die Objekte entstammen mehreren Sammlungen und dem Bestand des alten jüdischen Museums und sind teils auch als Schenkung ins Museum gelangt. Das und mehr erfahrt ihr in den Texten, die den jeweiligen Abschnitten vorangehen.
Belvedere
Virtuelle Kurzführungen bietet auch das Belvedere an, via Instagram, Twitter, YouTube und Facebook, oder aber über die Website. Aktuell werden einzelne Bilder aus dem Oberen Belvedere näher unter die Lupe genommen. Außerdem sind auf YouTube und über die Website viele Gespräche mit Künstlern und Künstlerinnen sowie diverse Vorträge und Diskussionen zu sehen und hören.
Kunsthistorisches Museum
Das Kunsthistorische Museum hat seine Sammlung ebenfalls zu einem großen Teil digitalisiert. So könnt ihr euch jetzt durch die Objekte klicken und bekommt jeweils eine detaillierte Beschreibung inklusive der Hintergründe des Gegenstands oder des Kunstwerks präsentiert. Für den privaten Gebrauch könnt ihr die Bilder gerne auch herunterladen, unter Berücksichtigung der Nutzungsbedingungen versteht sich. Lieblingsstücke könnt ihr mit einem Stern markieren, sodass ihr sie in eurer eigenen Sammlung schnell wiederfindet. Das Kunsthistorische Museum hat außerdem schon länger eine eigene App, mit der ihr jederzeit virtuell durch das Museum spazieren könnt. Unter den angebotenen Touren auf Deutsch, Englisch, Türkisch, Bosnisch, Kroatisch und Serbisch befinden sich auch einige, die speziell für Kinder gemacht sind. Aber auch auf die Ohren gibt es etwas, und zwar einen literarischen Museumsguide, der von der Event-Reihe Ganymed inspiriert ist. Schriftsteller und Schriftstellerinnen weltweit haben Texte zu diversen Gemälden des Kunsthistorischen Museums verfasst, die von Wiener Schauspielern und Schauspielerinnen eingesprochen wurden. Über den YouTube-Kanal des Kunsthistorischen Museums findet ihr übrigens spannende Objekt-Präsentationen und auch eine sehr spannende Video-Serie über legendäre Kaiserin Sisi und ihr Leben. Auch das KHM-Geschwisterchen Weltmuseum bietet ein Online-Programm an.
Naturhistorisches Museum
Hereinspaziert ins Naturhistorische Museum, den Zwilling des KHM. In dessen Online-Sammlung gibt es über 1.000 Objekte zu sehen und kennenzulernen. Ihr könnt euch online auch durch verschiedene Bestände klicken, außerdem durch das digital rekonstruierte bronzezeitliche Salzbergwerk Hallstatt wandern und die Welt der Minerale niederschwellig und spielerisch kennenlernen.
Albertina
Die Albertina lässt euch ebenfalls nicht im Stich. Via Zoom könnt ihr an mehreren Tagen pro Woche von 16 bis 17 Uhr live an einer Führung durch die Ausstellung My Generation. Die Sammlung Jablonka teilnehmen. Sie ist an sich kostenlos, aber die Plätze sind auf 300 Personen begrenzt. Ihr habt sogar die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Oder aber ihr spaziert eigenständig virtuell durch das Haus auf dem Albertinaplatz. Anhand der App Artivive könnt ihr ausgewählte Kunstwerke von zuhause aus zum Leben erwecken und kennenlernen. Wer gerne einfach in die Sammlung der Albertina abtaucht, kann das in der Online-Datenbank tun, wo 225.000 Objekte darauf warten, recherchiert und entdeckt zu werden. Jeder Eintrag wird begleitet von einem Text über das Werk, den ihr euch auch vorlesen lassen könnt.
Haus der Geschichte Österreich
Das Haus der Geschichte Österreich hat einige Web-Ausstellungen zu verschiedenen Themen zusammengestellt. In einer Ausstellung geht es etwa um die Spanische Grippe vor etwa 100 Jahren und wie man damals damit umging, in einer anderen darum, wie die Grenzen Österreichs gezogen wurden, in wieder einer anderen um das Wahlverhalten in Österreich seit 1919 und daneben gibt es noch andere spannende Schwerpunkte. Auf dem Heldenplatz könnt ihr außerdem auf Zeitreise gehen. Seit 1. Mai könnt ihr über eine eigene App mit Kopfhörern akustisch zurück in die Revolution 1848 reisen oder euch anhören, wie Wien 2084 klingen könnte. Sobald das Haus der Geschichte wieder geöffnet ist, könnt ihr euch dort während der Öffnungszeiten Leihgeräte holen, um das Augmented Reality Projekt SONIC TRACES zu erleben.
mumok
Welche Einrichtung, wenn nicht das mumok, das Museum für moderne Kunst in Wien schlechthin, muss digitale Besuche gebacken bekommen? Erst einmal könnt ihr euch durch die Online-Sammlung stöbern – anhand von Künstler- und Künstlerinnennamen oder anhand der Jahre, in denen die Objekte aufgenommen wurden. Unter dem Titel mumok collects lernt ihr außerdem die verschiedenen Sammlungen des Hauses aber auch bestimmte Objekte näher kennen. Darüber hinaus gibt es regelmäßig montags oder donnerstags Kunstgespräche, die über Facebook ausgestrahlt werden und dort dann sieben Tage lang abrufbar sind. Weitere Beiträge von Kunstschaffenden konkret zur aktuellen Situation sind auf der Website abrufbar. Die für 25. November geplante Vorstellung Kith an Kin wird statt im Kino vor Ort online zu sehen sein. Und der Multimedia-Guide, der euch schon länger durch das Haus im Museumsquartier begleitet, ermöglicht euch nun einen Zugang zu den Ausstellungen von zuhause aus. Einblicke in aktuelle Schauen oder auch Beiträge zu bestimmten Themen gibt’s auch über die Blogbeiträge von mumok insider.
Museum für Angewandte Kunst
Knapp 327.000 Stücke sind in der Online-Sammlung des MAK zu sehen, jeweils mit einer ausführlichen Beschreibung versehen und als Favoriten markierbar. Über den Blog bleibt ihr informiert darüber, was sich im Museum oder der Sammlung so tut – interessante Neuzugänge werden vorgestellt und spannende Fragen aus der Kunst-, Kultur- und Modewelt behandelt. Die Audioserie Nachdenkereien – Essays, eingesprochen von Burg-Schauspielern und -schauspielerinnen – bietet ganz eigene Zugänge zu ausgewählten Objekten im MAK. Und über die für ihr Design preisgekrönte MAK LAB APP, könnt ihr das Untergeschoss des Museums virtuell durchschreiten. Auf etwa 2.000 Quadratmetern sind vor Ort Gegenstände ausgestellt, die demonstrieren, wie Design die Welt und das Leben positiv verändern kann. Die Touren funktionieren wie die mittlerweile in sozialen Medien weit verbreiteten Stories und zeigen Objekte des MAK ebenso wie Animationen und Gedanken zum betreffenden Thema. Die Pfade tragen Titel wie Planet Care, Kreisläufe und Chill dein Leben, und sind mit dem Smartphone und über den Desktop auch ohne Download, einfach über den Browser, begehbar. Besonders spannend ist auch der Schwerpunkt Digital Life Literacy. Denn der betrifft unseren täglichen Umgang mit dem Internet in Form von künstlicher Intelligenz, Emojis, Privatsphäre und anderen Themen, die in unserer technologisierten und digitalisierten Welt eine Rolle spielen. Anhand der einfachen Aufbereitung und der begleitenden Animationen eignen sich die digitalen Pfade auch gut für Kinder und Jugendliche und dienen zum Anstoß für Diskussionen mit ihnen.
Technisches Museum
Auch das Technische Museum ist online für euch geöffnet. Einerseits warten rund 160.000 Objekte im Online-Katalog darauf, von euch durchstöbert zu werden. Fun fact: Nur etwa 7 Prozent dieser Gesamtsammlung sind regulär ausgestellt. In der Österreichischen Mediathek des Technischen Museums gibt’s außerdem Original-Interviews, Fotos und Videos zu verschiedensten Themen und Schwerpunkten zu sehen und zu hören. Ihr findet dort auch eine Datenbank für Ö1-Journale, die euch das Mittagsjournal des jeweiligen Zugriffstages vor etwa 20, 30 oder 40 Jahren vorspielt – eine kleine Zeitreise. Übrigens stellt die österreichische Mediathek auch umfangreiches Material zum Erarbeiten von Referaten, Vorträgen und Vorwissenschaftlichen Arbeiten zur Verfügung. Die Online-Bestände sind übersichtlich nach konkreten Themen geordnet. Und wer dem Lockdown ein Stück weit entkommen will, kann audio-visuelle virtuelle Spaziergänge durch Österreich unternehmen.
Österreichische Nationalbibliothek
Mehr als 200.000 historische Bände reihen sich in den kunstvoll verzierten Regalen im barocken Prunksaal der Nationalbibliothek dicht aneinander. Fresken und eine prächtige Kuppel runden das beeindruckende Bild ab. Daneben gibt es vier venezianische Prachtgloben sowie einige Statuen zu bestaunen. Während des Lockdowns bietet die Nationalbibliothek freitags um 17 Uhr und sonntags um 15 Uhr kostenlose Online-Führungen durch die prunkvolle Bibliothek an. Alle Termine sind online ausgeschrieben.
Noch mehr Tipps für die Zeit während des Lockdowns findet ihr unter unserem Corona-Schwerpunkt. Wenn ihr mal lieber hinaus an die frische Luft wollt, bieten sich dafür die Stadtwanderwege, unser Sagenspaziergang durch die Innenstadt oder eine der vielen Laufstrecken in Wien an. Vielleicht wollt ihr ja mal wieder was backen? Nein, kein Bananenbrot.
(c) Beitragsbild | 1000things (Screenshot virtueller Rundgang Albertina)