Auf gute Nachbarschaft in der Großstadt

Man spricht es ihnen zwar oft ab, aber auch unter Städtern sind nette Menschen, die von Unbekannten in der Nebenwohnung zu Nachbarn und Nachbarinnen werden können. Wie das geht? Wir geben euch ein paar Tipps.
Pia Miller-Aichholz Aktualisiert am 31.03.2020
Beitragsbild Nachbarschaft
(c) Christian Stahl | Unsplash

Am Land weiß der Meier, dass der Stocker’sche von nebenan immer gerne Fußball gespielt hat und in die Hauptstadt gegangen ist, um dort Sport zu studieren. Und dass er die Tochter vom Gruber zwei Häuser weiter bitten kann, ihm beim Einkauf im Ortskern seine Medikamente zu besorgen. In der Großstadt wiederum lernt man die Nachbarn oft nur kennen, weil man nicht zu Hause war, als der Paketdienst gekommen ist und man sich die Sendung bei ihnen abholt. Wir plädieren dafür, die Nachbarschaft in der Großstadt wiederaufleben zu lassen – besonders in der aktuellen Situation.

Stellt euch vor

Ein typischer österreichischer Mieter zieht in Laufe seines Lebens durchschnittlich fünf Mal um. Besonders junge Menschen wechseln oft die Wohnung. Jeder Um- und neue Einzug verändert die soziale Struktur im Haus und in der Nachbarschaft. Das kann jenen schwer fallen, die schon lange an einem Ort wohnen und das ständige Kommen und Gehen sehr bewusst erleben. Vor allem ältere Menschen erinnern sich dann wehmütig an die Zeiten, in denen sie jede Person im Haus kannten. Wenn ihr euch nach dem Einzug bei euren Nachbarn und Nachbarinnen vorstellt – zumindest im selben Stockwerk oder auf der gleichen Stiege –, habt ihr einen ersten Anschluss gefunden und im besten Fall einen Sympathiepunkt oder sogar Dankbarkeit geerntet. Wartet aber unbedingt ab, bis die sich die Lage um das Corona-Virus entspannt hat und ihr keine potentielle Gefahr mehr für Angehörige der Risikogruppe seid. Falls euch dann doch jemand die Tür vor der Nase zuknallt habt ihr gleich abgecheckt wer die Grantler oder die Giftwurz’n im Haus sind.

Sagt „Hallo!“

Egal, wem ihr im Haus begegnet, grüßt freundlich – egal ob der Gruß erwidert wird oder nicht. In der Regel freuen sich alle darüber. Mit dieser kleinen Geste zeigt ihr, dass ihr aufmerksam seid und die Menschen um euch herum wahrnehmt. Achtet derzeit aber auf den nötigen Sicherheitsabstand!

Bietet Hilfe an

Ein ganz wichtiger Punkt – nicht nur in der eigenen Nachbarschaft – ist es, Hilfe anzubieten, anstatt mit Scheuklappen durch die Welt zu traben. Das beginnt dabei, anderen die Tür aufzuhalten. Vielleicht wohnt auch ein älterer Herr bei euch im Haus, der das Holz zum Heizen nicht mehr alleine die Stiegen hinauftragen kann. Oder eine Frau hat ihr Kind in ihrem einen Arm und versucht einhändig den Kinderwagen über eine Schwelle zu bugsieren. In Zeiten des Corona-Virus gilt: Hängt einen Zettel im Eingangsbereich auf, stellt euch vor und bietet Menschen, die in die Risikogruppe fallen, eure Hilfe an. Das kostet nichts und wieder zeigt ihr, dass ihr eure Mitmenschen wahrnehmt, respektiert und euch Gedanken um sie macht.

Bittet um Hilfe

Hilfe ist keine Einbahnstraße. Traut euch ruhig, um Hilfe zu bitten und sie anzunehmen, wenn sie euch angeboten wird. Seid ihr jung und fallt trotzdem in die vom Corona-Virus stark gefährdete Gruppe? Meldet euch bei einer der Plattformen an, über die Hilfe vermittelt wird oder bittet per geschriebener Nachricht in eurem Haus um Hilfe. Manchmal kommt vielleicht das Gefühl auf, alles alleine stemmen zu müssen und andere damit nicht „belasten“ zu dürfen. Der Mensch ist ein Herdentier und – ja, wir machen wieder die Reise in die Steinzeit – hätte alleine sicher nicht so erfolgreich und lange überleben können. An den sich derzeit formierenden Initiativen in der Zivilgesellschaft sieht man wieder einmal, wie gut Zusammenhalt funktionieren kann.

Macht eine Freude

Bedankt euch explizit bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in eurem Stamm-Lebensmittelgeschäft für ihren Einsatz in der aktuellen unsicheren Lage. Ihr könntet ihnen zum Beispiel ein kleines Dankeschön kaufen oder ihnen Trinkgeld geben.

Vernetzt euch

Oft ist es schon sehr effektiv, in den sozialen Netzwerken einen Aufruf zu starten, wenn ihr ein Anliegen habt oder Hilfe anbieten wollt. Das könnt ihr aktuell etwa in unserer Facebook-Gruppe 1000things to do whilst Corona tun, aber auch über verschiedenste Initiativen der Zivilgesellschaft und andere Plattformen, wie etwa WOLOHO.

Ihr möchtet außerdem für eure Wohnung Geräte und Co. lieber leihen anstatt gleich zu kaufen? Wir haben die praktischen Leihangebote in Wien für euch aufgelistet am Blog.

(c) Beitragsbild | Christian Stahl | Unsplash

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