Am liebsten trinken wir unseren Spritzwein oder Sturm ja am Heurigenbankerl. Neben Dauerbrennern wie der 10er-Marie gibt es in Wien noch allerhand unentdeckte authentische Heurigenschmankerln, an denen Hipster-Kult und Mainstream-Politur zum Glück vorbeigegangen sind.
Hoch die Weingläser, her mit der Brettljausn! Besonders im Herbst zieht es uns statt ins Stammbeisl auf hölzerne Bankerln und wild umwucherte Schanigärten. Hauptanlaufstelle für Heurigenflair ist in Wien natürlich Döbling und besonders der Stadtteil Grinzing mit seinen oft zu Nobelhotspots avancierten Weinschenken und dank dem Neustifter Kirtag weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannten Pilgerstätten wie Fuhrgasslhuber und Co. Doch auch in ganz anderen Gefilden in Wien und Umgebung finden sich idyllische, vor allem deutlich günstigere Einkehren. Wo? Das erfahrt ihr hier.
Wer hätte gedacht, dass sich ausgerechnet im eher industriegeprägten Simmering ein lauschiges Plätzchen für Spritzer, Sturm und Co. versteckt? Die Fabigan Weinschenke liegt mitten in einer verträumten Einfamilienhaussiedlung, die nur durch den Verschubsbahnhof von den Oberlaaer Feldern getrennt ist. Hier könnt ihr entweder auf urigen Massivholztischen im Gastraum oder im grünen, verwinkelten Schanigarten ein paar Achterln leeren. Das Schöne daran: Ein Weißer Spritzer kostet hier und um die zwei Euro! Und die kleine Schmankerl-Karte mit kaltem Kümmelbraten oder Speckbrot aus der etwas vergilbten Vitrine ist auch nicht zu verachten. Hier haben weder Hipster-Flair noch Heurigen-Adel Einzug gehalten – als wäre die Zeit auf charmante Weise ein paar Jährchen stehengeblieben.
Fabiganstraße 1, 1110 Wien, Di–Sa 15:00–23:00 Uhr
Fabigan Weinschenke.
Auch der ebenfalls oft unterschätzte 10. Bezirk hat einige urtypische Heurige im Angebot: Die Familie Windisch etwa bebaut seit 1882, also bereits in vierter Generation, die Weinhänge des Laaerberges. Fast etwas unscheinbar, in unmittelbarer Nähe zum Liesingbach, führt ein Scheunentor in den grünen, großen Innenhof. Und auch im Inneren des Heurigen lallt alles rustikale Gemütlichkeit. Maximal 300 Personen haben hier Platz. Zu Vino oder Sturm könnt ihr die kulinarische Unterlage entweder á la carte oder beim Buffet ordern, wie es sich für einen Heurigen eigentlich gehört.
Liesingbachstraße 85, 1100 Wien-Oberlaa, Mo–Sa 15:00–23:30, So 12:00–22:00 Uhr
So gut wie auf der anderen Seite Wiens, im 16. Bezirk, hat auf den Hängen des Wilhelminenbergs das Weingut Leitner seine Weinfässer aufgestellt. Folgt ihr dem Stadtwanderweg 4a am alten Mausoleum vorbei, ist es kaum zu verfehlen, das märchenhafte Platzerl mit Blick über Wien inmitten der Weinreben. Und wenn ihr uns in Sachen Wein nicht so wirklich über den Weg traut, gibt’s sogar einen Qualitätsbeweis: Der hauseigene Weißburgunder 2017 wurde bei der diesjährigen Wiener Landesweinbewertung mit Gold, der Gemischte Satz 2017 mit Silber ausgezeichnet. Also: Stößchen!
Sprengersteig 68, 1160 Wien, Di–Fr 17:00–23:00, Sa 16:00–23:00, So 16:00–22:00 Uhr
Die Weinstöcke am Wilhelminenberg.
Um einiges zentraler gelegen, aber doch ziemlich versteckt, ist die Weinstube Josefstadt in der – sarkastischen Trommelwirbel einfügen – Josefstadt. Da schlendert man ganz unbescholten die Piaristengasse entlang, und schon stolpert man dank einer geheimnisvollen Laterne am Eingang in eine eigene kleine Welt. Ein dicht überwucherter Innenhof strahlt so viel Ruhe aus, wie man es kaum mitten in der Stadt erwarten würde. Lichterketten, sich am Nachbarhaus emporrankender Efeu und das Salettl im hinteren Bereich lassen einen gerne mal die Zeit und die Menge an getrunkenem Vino übersehen. Hektik und Motorenlärm bleiben draußen – und serviert wird in guter, alter Heurigenmanier drinnen am Buffet.
Piaristengasse 27, 1080 Wien, täglich 16:00–0:00 Uhr geöffnet, Jänner und Februar geschlossen
Der Innenhof der Weinstube. (c) 1000things.at / Marie Amenitsch
Wie sagte Pumuckel so schön: „Alles, was sich reimt ist gut!“ Das bestätigt auch die Kellerschank Rudolf Frank in Schwechat. Ja, schon klar: Schwechat ist theoretisch nicht mehr Wien, aber fast. Immerhin haben die Wiener hierhin ihren Flughafen ausgelagert. Deshalb kommen wir einfach nicht umhin, auch den Schwechater Kellerberg in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Mit dem Auto braucht ihr vom Stadtzentrum nur 20 Minuten hierher, um euch von rustikalem Heurigen-Flair überwältigen zu lassen. Als eines der Kellerberg-Lokale lässt auch die Kellerschank Rudolf Frank weder grünen Schanigarten noch volle Gläser und herzhafte Brotzeiten missen. Falls ihr euch nach der Völlerei ein wenig die Beine vertreten wollt, könnt ihr euch am direkt angrenzenden großen Spielplatz des Kellerbergs ein wenig austoben. Aber Achtung: Betrunkene Erwachsene, die auf Tellerseilzügen baumeln, haben irgendwie traurigen Beigeschmack. Dann doch lieber noch ein Glaserl beim Heurigen!
Kellerbergstraße 211, 2320 Schwechat, täglich 15:00–23:00 Uhr geöffnet
Ihr wollt euren Heurigenherbst vor allem auf Sturm fokussieren? Unser Sturm-Guide verrät euch, wie ihr ihn trinken solltet und wo ihr den besten findet. Ihr seid noch gar nicht richtig in Herbststimmung? Dann wird’s aber langsam Zeit – wir helfen nach.
Beitragsbild: Weinstube (c)1000things Redaktion / Lisa Panzenböck
Gib deinen Username oder deine E-Mail-Adresse, mit der du registriert bist ein, um dein Kennwort zurückzusetzen: