Warum der Frauenbereich am Donauinselfest eine Frechheit ist

Das Wiener Donauinselfest richtet sich in diesem Jahr verstärkt an Frauen – mit einem eigenen Frauenbereich. Da können dann weibliche Acts und weibliche Gäste gemeinsam im Östrogen-Himmel schwelgen. Herrlich. Oder? Natürlich nicht! Warum ein eigener Frauenbereich der falsche Weg ist, um für Gleichstellung zu sorgen, schreibt Frederika Ferková in ihrem Gastkommentar.
Viktoria Klimpfinger Aktualisiert am 30.01.2019
Donauinselfest 2018
(c) Marie Amenitsch

Gastkommentar

Spezielle Wesen brauchen einen speziellen Bereich!

Endlich passiert etwas im Bereich des Frauenbookings auf dem größten Festival in Wien – ich als Frau finde das super. Leider sind ja Frauen generell nicht so berühmt oder gut, da gibt’s auf den Mainstages einfach keinen Platz. Ist halt biologisch so, dafür können wir andere Sachen echt gut! Menstruieren und gebären zum Beispiel. Gut, dass der Veranstalter trotzdem einen Weg gefunden hat, uns zu inkludieren. Wir, die Östrogen-Spezies, bekommen einen eigenen Bereich! Dort soll es eine Bühne geben, wo nur weibliche Wesen auftreten. Ist das nicht cool? Endlich können wir abgetrennt von Menschen unserem andersartigen Wesen freien Lauf lassen. Die Künstlerinnen könnten endlich machen, was sie immer schon machen wollten: Zöpfe flechten, den Menstruationszyklus besingen oder Rituale gegen Männer ausführen.

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Das wichtigste Zeichen kommt aber noch: Der Frauenbereich soll statt der Praterinsel installiert werden. Okay, die Praterinsel war schon sehr beliebt. Aber Jugendliche werden das verstehen, da bin ich mir sicher. Sie werden sich schlagartig für Frauenpolitik begeistern, weil das die einzige natürliche Reaktion eines besoffenen Jugendlichen ist, wenn er nicht mehr mit Eristoff in der Hand Tagada fahren kann. Es ist nicht klar, ob die Prater GmbH gegangen ist oder gegangen wurde – ich vermute, dass man den Verantwortlichen in aller Ruhe erklärt hat, dass man endlich diese verdammten Weiber unterstützen muss und sie das verständnisvoll hingenommen haben.

Ja, ein paar Kritiker meinen, dass das der falsche Weg ist und man einfach auf jeder Bühne mehr Frauen buchen könnte – damit das Verhältnis halbwegs ausgewogen ist. Aber diese sogenannten „Kritiker“ haben ja keine Ahnung. Habt ihr schon mal eine Frau singen gehört? Oder eine Frau lustig gefunden? Eben. Es ist nun mal nicht so leicht, uns einen Ort zu geben. Da muss etwas Eigenes her. Etwas, was vor Weiblichkeit strotzt. Mit einer Wand für Instagram, Tampons und Schminkkursen. Ich hoffe, es sind Schminkkurse geplant! Wie schön wäre es, endlich den perfekten Lidstrich zu lernen?

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Aber jetzt mal Tacheles

Und jetzt kurz ernst: Was ist passiert? Die Veranstalter haben sich zusammengesetzt und wollten Maßnahmen ergreifen, um „junge, urbane Frauen“ auf das Donauinselfest zu locken. Meines Erachtens zählt der Durchschnittsgast am DIF eher zur Kategorie „sehr jugendlich und nur dank einer halbstündigen S-Bahn-Fahrt irgendwie urban“. Aber gut, es fehlt also besonders an jungen Wienerinnen. Die Denke, dass wir uns mit Frauenbookings locken lassen, stimmt ja auch irgendwo. Ich unterstütze mit meinem Besuch tatsächlich gern heimische Künstlerinnen – da geht’s sicher einigen Frauen auch so. Nur wäre es äußerst nett, wenn diese Frauenbookings überall spürbar wären und wir nicht erst einen eigenen Bereich dafür bräuchten, so als wären wir Aussätzige mit speziellen Bedürfnissen. Es gibt genug Frauen für die Schlager-, Ö3- aber auch FM4-Bühne.

Ich habe aber auch Freundinnen, die die Maßnahme gut finden. Weil zumindest irgendetwas passiert. Auch ein Ansatz. Mag sein, dass das Umdenken noch in den Anfängen steckt. Mag sein, dass das zwar eine ungeschickte Maßnahme ist, aber doch wenigstens eine Maßnahme. Aber warum nicht gleich offensiv, medial und ohne Scham allen Bühnen mehr Frauen-Bookings zuschanzen? Mich beleidigt ein eigener Bereich oder eben eine unausgereifte Idee. Es wirkt so, als gäbe es Krach mit der Prater GmbH oder irgendwelche anderen organisatorischen Veränderungen, die man mit dieser Bühne gut kaschieren will. Auf dem Rücken unserer Weiblichkeit.

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Na gut, komm ich dieses Jahr halt auch nicht.

Darauf müsst ihr eurem Grant jetzt erst mal Luft machen? Unsere To Do’s bieten jede Menge Tipps zum Auspowern. Ihr wollt noch mehr Meinung? Dann lest in unserer Senf-Kolumne etwa, warum für unsere Redakteurin gemeinsames Baden das Unerotischste überhaupt ist.

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