Eine Gemeinde frei von Plastik

Viktoria Klimpfinger Vom 22.11.2018
"Life in plastic, it's fantastic!" No, Barbie, no it's not! Flora und Fauna kämpfen einen tragischen Kampf gegen unseren Plastikmüll, und es sieht so aus, als würden sie ihn verlieren. Zum Glück wird der Trend immer stärker, zumindest auf Einwegplastik zu verzichten. St. Valentin in Niederösterreich macht's vor – und das ganze Land macht's hoffentlich nach. Wie? Lest am besten selbst.
Plastikfrei St. Valentin

915.284 Tonnen Kunststoffabfall produzierte Österreich im Jahr 2015. Etwa die Hälfte davon stammt aus privaten Haushalten. Ein Drittel des heimischen Kunststoffabfalls sind Verpackungen. Bedenkt man, wie leicht solche Plastikverpackungen sind, kommt da schon einiges zusammen. Im selben Jahr wurde rund ein Drittel des unliebsamen Abfalls wiederverwertet. Damit ist Österreich im europäischen Spitzenfeld. Bedenkt man allerdings, dass Plastik bis zu 450 Jahre braucht, um vollständig abgebaut zu sein, ist das aber längst nicht genug. „Bis 2030 sollen entsprechend der EU-Plastikstrategie alle Kunststoffverpackungen in Europa recyclingfähig gemacht werden, der Verbrauch von Einwegkunststoffen soll reduziert und die Verwendung von Mikroplastik beschränkt werden“, steht auf der Website des Umweltbundesamtes. Die Stadtgemeinde St. Valentin in Niederösterreich geht jetzt schon mal mit gutem Beispiel voran: Bürgermeisterin Kerstin Suchan-Mayr will ihre Stadt ganz vom Einwegplastik befreien.

Wie wird man das Plastik los?

Die ersten Schritte des Projekts sind bereits seit Anfang Oktober im vollem Gange: Es gibt einen Leitfaden zur Vermeidung von Einweg-Kunststoff. Bei öffentlichen Veranstaltungen ersetzt St. Valentin Einweg-Becher durch plastikfreie Pendants. Außerdem hat die Gemeinde Betriebe, Firmen und Gewerbetreibende dazu aufgefordert, aktiv beim Plastik-Stopp mitzuhelfen. Vor Kurzem hatte Suchan-Mayr ein Gespräch mit einem Supermarkt, um eine Lösung zu finden, wie möglichst viele Plastik-Verpackungen in Zukunft vermieden werden sollen. Den Kunden soll etwa ermöglicht werden, Mehrwegverpackungen selbst mitzubringen und die Waren darin abzufüllen. In St. Valentin gibt es mittlerweile sogar schon einen verpackungsfreien Laden.

Über kurz oder lang wollen sich die St. Valentiner auf Glas, Pfand- oder Mehrwegssysteme umstellen. Dabei sind nicht nur die Unternehmen und Handelsketten gefordert, sondern jeder Einzelne der fast 10.000 Einwohner. Sie werden über die Stadtzeitung, durch Arbeitsgruppen, Schulprojekte und andere Initiativen über die Schritte zur Plastikvermeidung informiert. Gänzlich auf Plastik zu verzichten, wäre wahrscheinlich utopisch, räumt Suchan-Mayr im Café PULS-Interview ein. Daher ginge es ganz speziell um Einwegplastik, also Plastikverpackungen, Sackerln und Ähnliches. Dass es möglich ist, diesem besorgniserregenden Überschuss entgegenzuwirken, zeigen zahlreiche Unverpackt-Läden, die im ganzen Land aus dem Boden schießen wie unverpackte Schwammerln. Ja, St. Valentin liegt damit sogar absolut im Trend.

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Zuerst St. Valentin, dann vielleicht das ganze Land

Um eine bloße Mode geht es dabei aber längst nicht. Natürlich auch nicht darum, die Welt im Alleingang zu retten. Bürgermeisterin Suchan-Mayr geht es vor allem um eine Vorbildwirkung, die im Idealfall auch andere Gemeinden ins Boot holt und schließlich ein ökologisch abbaubares Lauffeuer auslöst. Das wäre das landes- und bundesweite Ziel. Gemeindeintern strebt man an, innerhalb von zwei Jahren die Menge an Plastikmüll um die Hälfte zu verringern. Die beträgt in St. Valentin 250.000 bis 300.000 Tonnen pro Jahr. Wir halten die Daumen und ziehen den Hut!

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