10 Dinge, die man in Graz lieber bleiben lassen sollte
Manche Dinge sollte man unbedingt tun, andere lieber bleiben lassen. Damit ihr in Graz die Fettnäpfchen großräumig umschiffen könnt, verraten wir euch, was ihr in der steirischen Hauptstadt lieber nicht machen solltet.
Es gibt so viele schöne Dinge, die man in Graz mal getan haben sollte: vom Schlossberg aus den Sonnenuntergang anschauen, den ungelogen besten Chai Latte der Stadt bei Tribeka genießen, in lauen Sommernächten vorm Parkhaus tanzen. Wie aber jeder Ort seine Tücken hat, so auch Graz: Und damit gibt es eben auch eine Reihe an Dingen, die man hier lieber bleiben lassen sollte. Du willst a Gaude und a guade Zeit? Hier sind unsere Top Ten der Sachen, die man in Graz lieber auslässt – gut gemeint und natürlich auch mit reichlich Augenzwinkern.
Nicht vor die Bim rennen
Es gibt gewisse Regeln. Die Regeln im Straßenverkehr zum Beispiel sollen für einen reibungslosen Verkehrsfluss sorgen und die Unfallgefahr reduzieren. In Graz ist das oberste Gebot: Habt gesunden Respekt vor der Bim! Denn die Straßenbahnen sind offenbar die klaren Königinnen des Straßenverkehrs und würden wohl lieber laut bimmeln und sich echauffieren, als kulant abzubremsen (obwohl sie streng genommen natürlich Vorrang haben). Also macht ihnen am besten den Weg frei!
Sich “aufführ’n”
Gut, dass uns die Eltern Manieren beigebracht haben. Wer nämlich denkt, extra in die große Stadt zu ziehen, um endlich anonym die Sau rauslassen zu können, hat sich geschnitten: Graz ist ein Dorf, jeder kennt jede und wirklich ausnahmslos immer, wenn man das Haus verlässt, begegnet man todsicher einem bekannten Gesicht. Tagsüber schon oder noch rauschig? Grundlos pöbeln? Walk of Shame? In Pyjamahose einkaufen? Lieber nicht. Außer natürlich, gesellschaftliche Normen sind dir egal. In diesem Fall: Gratulation!
An einem sonnigen Samstag zur Eisperle pilgern
Klar, was gibt es Schöneres, als sich an einem heißen, freien Sommertag eine richtig gute Kugel (veganes!) Eis zu gönnen? Blöd nur, dass man sicherlich niemals der einzige Mensch ist, den so ein Geistesblitz ereilt. Wer nämlich unter strahlend blauem Himmel zur Eisperle tuckert, muss mit oftmals einer halben Stunde Anstehen rechnen. Gut, dass es die Eisperle im Frühling nicht mehr nur in der Kaiserfeldgasse, sondern noch an zwei weiteren Standorten gibt!
Vergessen, dass Martin nicht Hubert ist
Ein Anfängerfehler, der schon mal passiert, sich aber nicht wiederholen sollte. Es gibt drei wesentliche Bäckereien in Graz, denen man an praktisch jeder Ecke begegnet: Sorger, Martin Auer und Hubert Auer. Bei den beiden Auers handelt es sich allerdings nicht um ein und dieselbe Brotbackstube mit anderem Innenarchitekten. Zwar kreisen viele Gerüchte um den verwandten Namen und ähnlichen Schriftzug – etwa, dass es einst zwei Brüder gab, die sich das Erbe des Vaters nicht teilen wollten, und so, zerstritten bis aufs Blut, ihr jeweils eigenes Imperium errichteten. Das Gerücht ist ziemlich sicher auch wahr. Fest steht jedenfalls: Hubert bedient mit seinem traditionell gehaltenen Sortiment eine ganz andere Zielgruppe mit ganz anderen Wünschen als Martin mit seiner Hipster-Kaffeehauskultur. So schlemmt man bei Hubert Auer Brezen und Schokoschnecken und trinkt bei Martin Auer seinen Chai Latte zum Avocadotoast. Wichtiger Unterschied!
Jemanden am Sonntag in die Gastroszene einführen
Fassen wir uns in diesem Punkt ganz kurz: Am Sonntag ist in Graz tote Hose. Beinahe jedes Lieblingslokal hat zu, und diejenigen, die geöffnet haben, sind schon Tage vorher ausgebucht. Die Grazer Gastro ruht sich – und das ja auch verdient – am Pyjama unter den Wochentagen auch lieber aus, anstatt Geschäft zu machen. Immerhin: Gerade sonntags würde man halt gerne mal aufs Selberkochen verzichten oder die Eltern, die alle drei heiligen Zeiten mal auf Besuch kommen, in ein ordentliches Restaurant ausführen. Oder stressfrei und spontan brunchen gehen. Nichts da – in Graz isst man lieber unter der Woche auswärts.
Den Steirer Dialekt veräppeln
Ganz großes No-Go: Auch wenn man in Graz selten jemanden antrifft, der noch original steirisch spricht – der Dialekt ist geliebtes Kulturgut und alle Verächterinnen und Verächter werden ebenso mit Verachtung bestraft. Übrigens genauso wie gönnerhafte Wienerinnen und Wiener, die immer wieder nur „Kernöouwl“ vor sich hin artikulieren, als würden sie dafür die größte Anerkennung verdienen. Toll, ihr habt das Klischee verinnerlicht! Wie war das noch mal mit eurer Eitrigen und dem Sechzehnerblech?
Im Café immer einen Einwegbecher nehmen
Zwecks Umweltschutz und so – in einen eigenen Mehrwegbecher zu investieren, zahlt sich aus. In Graz oft sogar finanziell: In vielen Cafés bekommt man Rabatt, wenn man sich seinen Coffee-to-go in den mitgebrachten Thermobecher füllen lässt. Das Uni Café im Anglistikgebäude, das Libresso im Hauptgebäude und das Uni Café Campus zählen zu den Vorreitern. Tribeka, Martin Auer, Soso und Co. haben immer wieder Aktionen, bei denen man sein Heißgetränk verbilligt mit nach Hause nehmen kann. Außerdem sind in vielen Kaffeehäusern Pfandbecher im Umlauf, die man für einen Euro mitnehmen und beim nächsten Besuch wieder abgeben kann.
Das Kunsthaus hässlich finden
Zugegeben, beim Kunsthaus scheiden sich die Geister. Die einen sind beeindruckt von der modernen Architektur, die anderen schämen sich für den unförmigen Betonklotz, der einfach nicht in die Grazer Skyline passen will. Vor Touristinnen und Touristen, Stadtbesucherinnen und Stadtbesuchern und vor allem Wienerinnen und Wiener gilt jedenfalls stets: “Ich mag es!” Ein Zwiespalt, der zusammenschweißt.
Den Shared Space bei der Uni unterschätzen
Vor geraumer Zeit hatte sich ein kluger Grazer Kopf gedacht, es wäre eine tolle Idee, den Kreisverkehr vor der KFU, dort, wo sich Zinzendorfgasse und Schubertstraße kreuzen, gegen einen Shared Space (mittlerweile zur Begegnungszone adaptiert) einzutauschen. Somit könnten Auto- und Radfahrende mit Fußgängerinnen und Fußgängern friedlich gemeinsam die Höllenkreuzung überqueren. Damit war Graz übrigens 2011 die erste Landeshauptstadt mit diesem Konzept. Zu unterschätzen ist das freie Gewurdel auf der belebten Kreuzung allerdings nicht. Oftmals scheint niemand so recht eine Ahnung zu haben, wer zuerst darf und wer warten muss. Also macht man eben einfach mal. Der Stressfaktor hier ist definitiv nicht zu unterschätzen.
Den Schlossberg verschmähen
Was für Australien der Ayers Rock, ist für Graz der Schlossberg. Oder so. Die Grazerinnen und Grazer sind jedenfalls ausgesprochen stolz auf ihren Hausberg. Und das ist für alle obligatorisch: Wer schon länger als ein paar Wochen hier lebt und den Schlossberg noch nie bestiegen hat, liefert sich dem läuternden Spott der Einheimischen aus. Ein Spaziergang auf den höchsten Punkt der Stadt lohnt sich übrigens tatsächlich immer: Egal bei welcher Wetterlage oder Uhrzeit, man wird immer mit einem schönen Gefühl und einer tollen Aussicht beschenkt, wenn man die schier endlosen Stufen erklommen hat. Meiden sollte man ihn nur wochenends bei sehr schönem Wetter – dann trifft man nämlich die ganze Stadt am Schlossberg. Dafür ist die Herrengasse dann ausnahmsweise etwas leerer.
Es gibt eben Dinge, die man nur versteht, wenn man mal in Graz gewohnt hat. Natürlich zeigen wir euch auch, was man in Graz unbedingt machen muss.
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